„Grün mögen wir nicht“, hat Oma immer gesagt. Warum „wir“ grün nicht mögen, was schlecht an grün ist und wer überhaupt für dieses WIR steht, habe ich 28 Jahre lang nicht hinterfragt. Es ist einfach so. Und es ist die einfachste Begründung, warum ich Murakami nicht lesen kann. „Grün mögen wir nicht“. Mal ehrlich, 32 Euro ist ziemlich teuer für ein Buch. Da der gute Herr aber heiss umworben wurde in der Literaturnobelpreisdiskussion, mag man noch verstehen, dass sich damit gerade gut Geld verdienen lässt. Bei den gut 1000 Seiten ist man auch bereit, etwas mehr auszugeben als für ein Hardcover mit 250 Seiten; klar. Aber um 32 Euro für ein Buch auszugeben darf auch nichts mehr stören. Beim Cover begann es: Geschmackssache. Nicht schön, aber das allein soll ja kein Merkmal sein, obschon ich inzwischen weiss, dass ich zu Optikkäufen tendiere. Egal, lesen wollte ich es, gleichgültig wie es aussieht. Kein Schutzumschlag – auch noch ok. Aber wer bitte bedruckt den Schnitt mit dem Namen des Autoren? Personenkult in peinlich, denn hellgrün ist kein angenehmer Eyecatcher und wer das Buch geschrieben hat steht doch ausreichend auf Cover und Rücken. Ja Oma, grün mögen wir nicht, nicht in Kombination mit einem dreckig-weissen Einband! Das Papier fühlt sich nicht schön an, ich finde keine spannenden Dinge wie einen Index (den ich auch nicht brauche, aber ich recherchierte, ob ich eine Begründung ausser dem nahenden Weihnachtsfest und der guten Absatzmöglichkeiten des Autors für den Preis finde. Leider war dem nicht so.) Also lese ich Murakamis neuestes Werk frühestens als Taschenbuch, wenn es mir nicht vorher geschenkt wird. Allerdings kann ich es mir kaum guten Gewissens wünschen, denn warum sollten andere diese unangemessene Summe für 1Q84 bezahlen? Murakami braucht einen neuen Verlag, denn es spricht ja nichts dagegen Literatur zu unterstützen, aber bitte nicht so. Dumont enttäuscht mich, sehr sogar.
Dem Konsum sei gedankt, dass mich andere Bücher optisch mehr ansprachen und ich die Buchhandlung nicht mit leeren Händen verlassen musste. Vermutlich tue ich dem Inhalt mit meinen haptischen und optischen Ansprüchen unrecht, denn der neu erstandene Thriller wird den kaum ersetzen können, aber..: trotzdem! Oma, Du hattest Recht!
„Grün mögen wir nicht!“
Veröffentlicht: Oktober 26, 2010 in Literatur, PersönlichesSchlagwörter:1Q84, Dumont, Murakami, Oma, Vorurteile
Kommentare
Hm, ja, die Gestaltung eines Bucheinbands ist Geschmacksacke. Den Namen am Schnitt gibt es übrigens nur bei der Erstausgabe und die Farbe des Einbands ist in meinen Augen nicht dreckig-weiß, sondern silber.
Aber was den Preis betrifft, stimme ich dir zu: 32 € ist für ein Buch ganz schön happig und bisher auch das Teuerste, was mir bei den Romanen untergekommen ist. Ich hatte das Glück, 1Q84 zu gewinnen, sonst hätte ich wahrscheinlich auch länger auf das Lesevergnügen warten müssen.
Gut zu wissen, mir war nicht bewusst, dass es schon Ausgaben ohne Schnittdruck gibt. Danke für den Hinweis.
„unendlicher spaß“ hat mich 40piepen gekostet -.-
Das ist noch ärger, ja. Sind ja auch nochmal gut 600 Seiten mehr. Unhandlich, oder?
So sehr mich auch gewisse „neue“ Bücher interessieren, so halte ich doch zumeist an mich und warte, bis es dieses im Taschenbuchformat gibt. Sehr gerne stöbere ich auch in Antiquariaten, wo es nicht mehr ganz so neue Bücher für ein oder zwei Euro gibt. Hier findet man neben antiquarischen auch durchaus Gedrucktes neueren Datums. Ich erwarb z.B. Stieg Larsson als TB für drei Euro oder Murakamis „Mister Aufziehvogel“ als dickes, gebundenes Buch für vier Euro. Allerdings, ich gebe es zu, lege ich doch schon mal den ein oder anderen Schein für ein neues Buch auf den Ladentisch. Aber selten.
Liebe Grüße von Rosie
Auch hier stimme ich Dir von der Intention her vollkommen zu! Das Antiquariat ist mein großer Freund, leider nehme ich immer nur Dinge von dort mit – nie bringe ich welche hin 😉 Gebundene Bücher kaufe ich fast nie, TB gelegentlich, wenn ich auf Fortsetzungen gespannt bin, aber da der Büherverschleiß groß ist, habe ich absolut nichts gegen ein gebrauchtes Buch einzuwenden. (Anscheinend haben wir auch die gleichen Bücher im Regal.)