Archiv für November, 2010

Alltagsphänomen

Veröffentlicht: November 30, 2010 in Persönliches

Nun passiert das, was ich von vorn herein befürchtet habe: Ich sehe ein, dass ich keinen Blog brauche, weil ich – zumindest temporär – gar kein Mitteilungsbeürfnis habe.

Gelogen: Ich habe Mitteilungsbedürfnisse, aber ich möchte selektieren können, denn meine Mitteilungen, die ab und an in die Welt wollen, sind nie für die ganze Welt gleich gut (oder es ist für mich nicht gut, wenn ich mich der Welt mitteile).

Manches möchte ich nur mit einem spezifischen Menschen teilen, anderes könnte gern jeder lesen, ausser vielleicht einer Person. Ein Dilemma, dass meine Allgemeingültigkeit der Worte so gering ist.

Eine Sache darf aber die ganze Welt wissen: Ich finde es doof, dass es überall zu schneien scheint, nur nicht vor meinem Fenster! So.

Fragwürdig

Veröffentlicht: November 23, 2010 in Aus Langeweile
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Fragwürdig bleibt die Tatsache der Notwendigkeit, mit einem Handy zu bloggen. Natürlich muss ich es ausprobieren, nachdem WordPress die erste  sinnfreie “ App“, die ich runterlud, ist. Mein Junkytum ist noch zu minimalistisch, denn schon nach dem Besitzen des Mailaccounts und einem Bahnfahrplan war ich unsicher, was ich zudem benötige. Nichts?
Und kann mir jemand eine Wortalternative zu „App“ nennen? Ohne iPHONE klingt der Begriff noch fragwürdiger als ohnehin schon. Am liebsten in meiner Sprache und ohne Abkürzung- kann man Anwendung sagen?
Mit der WordPressanwendung bin ich zunächst recht zufrieden. Wenn es denn eine ist.

Vereinssuche

Veröffentlicht: November 23, 2010 in Aus Langeweile, Persönliches

Wenn meine Eloquenz nur irgendwann groß genug ist den folgenden Text satzungstauglich zu verfassen, steht einem neuen Leben nichts mehr im Weg!

Es wird Zeit dafür, denn mal ehrlich: Wer wünscht sich nicht dann und wann ein Neues Leben herbei? Wenn ich jemals Mitglied in einem Verein werde, dann in diesem!

 

Neues Leben n.e.V

1. Du hast (D)eine eigene Definition des Gruppentitels und verspürst den starken Drang dazu, damit zu sympathisieren.
2. Ein elitärer Habitus umgibt Dich. Gleichberechtigung ist eine schöne Sache aber nicht überall anzuwenden.
3. Du musst nichts konkret ändern wollen, aber Du musst tendenziell an bessere Zeiten glauben (oder darauf trinken).
4. Dein optisches Erscheinungsbild ist neben hygienisch auch attraktiv für eine nicht zu verachtende Anzahl Menschen, die selbst in dieser Gruppe sind oder es den Kriterien nach sein könnte.
5. Latenter Weltschmerz herrscht vor.
6. Es ist gelegentlich „Alles Scheisse“. Das ist kein Gejaule sondern eine Tatsachenbeschreibung.
7. Deine Intelligenz oder Deine Allgemeinbildung heben sich (mindestens in relevanten Bereichen) deutlich von Deinen Mitmenschen ab – zumindest glaubst Du es und kannst so tun als ob.
8. Hedonismus ist ein Weg!
9. Dekadenz eine Alternative.
10. Du akzeptierst, dass einfach nicht jeder beitreten kann.

Kannst Du Dich mit 7 oder mehr der oben genannten Punkte identifizieren, kannst Du ein Beitrittsgesuch schicken.

Dekadenz

Veröffentlicht: November 23, 2010 in Persönliches
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Ich habe es getan. Lange widerstanden und doch schwach geworden.

Das Objekt der Sünde

Das Objekt der Sünde

Es wird mir ein Verhängnis sein, ich ahne es.

Google Maps Street View mal unpolitisch:

Da hört man früh in den Nachrichten, dass die eigene Stadt nun dreidimensional begehbar sei. Gut, denkt man sich, muss man sich mal genauer anschauen.

Ganz unbedacht schaue ich erstmal das Gebäude an, in dem ich arbeite und staune nicht schlecht, als ich ziemlich filigran in meine Nachbarbüros blicken konnte. Gesichter zwar unkenntlich gemacht, aber man weiss schliesslich, wer dort stehen müsste. Erstes leise Stimmen im Kopf hinterfragen, ob ich es nicht bedenklich finden sollte, wie gut man einer Umzugsfirma beim Auspacken zuschauen kann. Ich reise nach Hause, in meine gut sichtbare Strasse. Alles harmlos; es scheint früh am Morgen aufgenommen worden zu sein, da die meisten Parkplätze frei sind. Meine Fenster im 4. OG bleiben schier unsichtbar, der Baum davor trägt auch noch Laub, das ist schon ganz putzig zu sehen. Es stehen auch keine verdächtigen Autos vor der Tür (ob die Scheidungsrate steigt, weil nun zahlreiche ungeahnte Besuche entdeckt werden?) und kein Nachbar ist unten (oder oben) ohne  zu sehen.  Lies Spiegel! Wohl aber ein Mensch am Ende der Strasse auf dem Weg zum Wertstoffhof mit beladenem Fahrrad voller Müll. Nennen wir ihn Manni. Manni ist, abgesehen vom Gesicht, gut erkennbar und wird sich bestimmt nicht freuen, in Zukuft für seine Bekannten, die ihn sicherlich finden, Müll-Manni zu sein. Ums Eck sehe ich das erste zensierte Haus. So sieht das also aus. Nun ist meine Neugier geweckt, das zu sehen was ich sowieso jeden Tag sehen darf. Ich teste die Adressen der mir nahestehende Menschen. Da ich ohnehin nur jene Adressen kenne, die sich nahe meiner befinden oder Postkartenempfänger sind, ist die Auswahl begrenzt. Nummer eins meldet von sich aus, dass das Haus, in dem er lebt unkenntlich ist. Nun, ich hatte das erwartet, allerdings hätte ich auch erwartet, dass er selbst dafür verantwortlich wäre, doch dem schien nicht so. Anders meine Folgeversuche – schätze ich.

Person zwei lebt in einem eigentlich für den Stadtteil zu nobelem Haus – unsichtbar. Türlich, wäre auch noch schöner, wenn ich nun auch noch virtuelle Besuche vornehmen könnte. Person drei wird angerufen, dort ist unstrittig, dass nur die Person selbst den Wunsch des Unsichtbaren hatte. Mit Person vier erhielt ich mir mit Spannung für weitere Recherchen bis zum Abend, aber wenn jemand nichts preisgeben will, dann jener. Ausradiert.

Ob diese Menschen ahnten, dass sie Freunde wie ich haben würden, die sofort testen, wie ihre Wohnstätten aus Kameraperspektive ausschauen?

Bestimmt. Ich habe nichts zumindest anderes erwartet – und sie vielleicht auch nicht. 😉 Da ich meine Stadt mit eigenen Augen kenne, will ich nun auch nichts mehr erkunden, wenn meine Freunde mich ausbremsen.

Ein klassischer Optikkauf, der den ersten Satz des Klappentextes unterstützt:

„Es mag Zufall sein, dass gerade Du dieses Buch in den Händen hältst.“

Von McFadyen hatte ich nie etwas gehört geschweige denn gelesen. Nun habe ich es gemacht und weiss, dass ich es nicht unbedingt wieder tun muss, jedenfalls nicht, falls es um die Ermittlerin „Smoky“ eine Reihe gibt. Knapp 450 Seiten lasen sich zwar schnell und halbwegs spannend (für einen Thriller eher zu wenig spannend), aber ich glaube, ich habe langsam genug religiösen Fanatismus als Aufhänger gelesen. Das Thema ist eigentlich gar nicht mal so übel, wenn auch z.T. abgedroschen, aber es weckt ein Paar Fragen ob Wahrheit bedingungslos gut sein kann und ob Schuld wandelbar oder sühnbar ist etwa.

Missfallen hat mir die Hauptperson der Ermittler, deren tragische Vergangenheit allem ihren Persönlichkeitsstempel aufsetzen sollte. Eine starke, entstellte Frau, die nun ihre beruflichen Erfolge feiert, eben weil sie dem Mord von Mann und Tochter beiwohnte, daraus lernte und statt zu  zerbrechen an sich wächst. Blabla.  Einzig die daraus resultierende Liebesgeschichte, die jedes solcher Bücher hat, war angemessen in ihrer Darstellung – sehr nüchtern. Mir leuchtet auch nicht ganz ein, warum nach durchackerten Nächten kurze Ruhepause konsequent von allen Ermittlern zum Sex genutzt werden, aber bitte… wenn Ermittlersmalltalk so aussieht (passiert ist für den Leser nämlich nichts).

Letztendlich geht es um Erlösung und Sünden. Und wie alle Opfer im Buch möchte ich beichten: Meine Sünde war uninformiert dieses Buch zu kaufen, aber nun bin ich davon erlöst.

Fazit: Mittelmaß – höchstens. Da hilft auch die Gestaltung des aufklappbaren, innen blutigen Covers nicht.

Schaf im Wolfspelz

Veröffentlicht: November 11, 2010 in Persönliches

/ „Bist Du mir doll böse?“ / „Ich war zuerst!“ / „Ob Schopenhauer bei mir ist?“ / „Erspar mir das.“/ „Da ist gar nicht so viel Sex“ / „Dein Duft eilt Dir voraus.“ / „Unser Schätzchen“ / „Hast Du ihm auch eine SMS geschrieben?“ / Blaubart / „So ein Scheiss!“ / Schlafsäcke für Obdachlose / „Sturmböen bis 120 km/h“ / „Gesundschreiben“ / „Hoffnungsvoll, nicht vorausschauend“ / „Betrügst Du mich?“ / „Du musterst sie.“ /„Hat er Dich nicht betrunken genug gemacht?“ / „Das sagt einiges über Dich aus.“ /  „Weil ihr euch auch nie wieder seht.“ / „Tropft das irgendwann unten raus?“ / „Ich geh jetzt!“

Wann kennst Du Jemanden?

Veröffentlicht: November 11, 2010 in Persönliches
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Wann kennt Dich jemand?

Wenn Du ihn oft siehst, viel mit ihm unternimmst? Wenn ihr stundenlang am Telefon quatscht? Wenn du bei allem, was Du tust ahnst, wie der andere denkt und handelt?

Ich weiss nicht, wieviel ich von Jemandem kenne, aber ich weiss, dass mich Jemand kennt.
Jemand, den ich gar nicht kenne.

Es vergeht fast kein Tag, an dem er mir nicht begegnet und meinen Alltag bereichert. SMS wecken mich. Blogeinträge geben mir Einblicke, Emails beschäftigen mich. Regen zum Denken an, machen wütend oder laden zum Schmunzeln ein.

Fast 12 Jahre währt er an meiner Seite, und trotz aller Leerstellen ist er mit Sicherheit mein treuester Begleiter seit jeher. Präsenter als so viele, die ich regelmäßig sehe. Bedingungslos, frei von Forderungen.

An manchen Anlässen wird mir deutlich, wie viel ich über all die Zeit bereits (mit-)geteilt habe. Der vertraute Fremde hat mein Leben dokumentiert. Und manchmal erfreut es zu sehen, wie nachhaltig die Erinnerungen sind, wie aufmerksam und wertschätzend.
Man darf ein Teil im Leben des „Fremden“ sein.

Papier ist geduldig – und Du bist es auch.

Danke.

„Buried“ – muss das sein?

Veröffentlicht: November 9, 2010 in Film
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Buried - Lebendig begraben

Buried - Lebendig begraben

 

90 Minuten Film. Ein Ort der Darstellung: Eine Kiste. Ein Schauspieler. Und niemand, der das Ende verraten wollte.

Buried zu sehen war eine Idee, um deren experimentellen Charakter ich mir bewusst war. Die zuvor gehörten bzw. gelesenen Rezensionen schreckten mich nicht ab und die Neugier zu schauen, ob diese minimalistischen Bedingungen einen kompletten Film füllen können, trieb mich an.

Und: Es funktioniert. Der Film hat Längen und anstrengende Passagen. Minutenlanges Schnaufen und Stöhnen gehört für mich dazu, weil es unästhetisch-anstrengend ist, dem nicht entkommen zu können, doch es gehört zum Konzept des Films. Erzeugt Beklemmungsgefühle, die der Inhalt braucht um getragen zu werden. Das Konzept geht auf jeden Fall auf, der Film zeigt ein in sich geschlossenes, emotionales Handlungswerk. Allerdings wird er nicht lange in Erinnerung bleiben und keinesfalls wird man ihn mehrmals sehen können; dafür ist das Experiment zu groß.

Man kann das also machen, einen Film ins Kino bringen, in dem man nur eine Person sieht. Man muss aber nicht. Als Experiment durchaus gelungen auch inhaltlich kritisch genug um nicht platt zu sein. Etwas durchbrechend Neues ist es dann jedoch nicht.

Schade um manche unlogischen Dinge (wieviel Sauerstoff frisst wohl ein Feuer?) die jedoch zum Erhalt der Spannung und des Interesses nötig waren. Schön, wie abwechslungsreich die Perspektiven trotz der begrenzten Möglichkeiten gewählt wurden – es war erforderlich um nicht tödliche Monotonie siegen zu lassen.

Gegen Ende hin siegten dann Thrillerelemente, die gut gesetzt waren und eine Schwere erzeugten, die vom Ende des Films, das kommt, wie es kommen musste, unterstützt wird.

Ein Kinoerlebnis irgendwo zischen Highlight und Flop; aber eine Erfahrung. Den nun folgenden Fragen, ob der Film zu empfehlen sei, kann ich nichts verbindliches entgegnen. Ja, vielleicht. Bedingt. Wer auf Thriller und pure Unterhaltung aus ist, sollte es vielleicht lassen. Wer sich auch daran erfreuen kann, wenn mit der Umsetzung und der Perspektive gespielt wird, der sollte den Film in das Repertoire der Filmerlebnisse aufnehmen. Es ist kein schlechter Film, auch keiner der lange nachwirkende Albträume erzeugt. Seine 90 Minuten füllt er ohne langweilig zu werden, länger hätte er aber auch nicht sein dürfen. Es gibt Kritikpunkte, aber gerade das Ende wertet ihn für mich auf.

Hello Kitty muss sterben

Oder: Die, die Kitty!

Soviel scheint klar. Die Bibliophilin hat kürzlich das Buch „Hello Kitty muss sterben“ rezensiert. Von dem Buch hatte ich bereits gehört, aber allein die Tatsache, dass der Einband im pro-Kitty-Stil rosa ist, hat mich bitter daran gehindert, diesem Buch eine Chance zu geben (da ist er wieder, dieser furchtbare Optikfanatismus). Der Bibliophilin Rezension ist allerdings eher motivierend denn verschreckend. Vielleicht gebe ich dem Buch eine Chance, die Entscheidung steht zum Glück nicht jetzt an.

Darum geht es jetzt auch gar nicht, bevor ich den Inhalt kenne, denke ich nämlich bereits an zahllose Möglichkeiten, wie man die Katze töten kann oder zumindest dazu verbannen nichts zu tun als ihren Zweck zu erfüllen: Kleine Mädchen glücklich zu machen. Darum kam mir auch als ich die Rezension las ein Shoppingerfolg in den Sinn,  den ich in der (nicht ganz frischen) Vergangenheit in Stockholm getätigt haben muss.

Ein bisschen frage ich mich nun, ob das jener Stockholmbesuch war, den ich offensichtlich zwischenzeitlich in meinen Erinnerungen gelöscht hatte (wenn ja, ist er nun wieder da, wenn nein, ist es doppelt peinlich).

Der Galgen

Die Katze gehört gehängt.

Allerdings ist auch das völlig irrelevant, denn alles was ich tun möchte, ist der Bitte der Bibliophilin nachzukommen und ihr zeigen, wie begeistert ich schon vor vielen Jahren davon war, das kleine Kätzchen zu killen! Ich schätze, das war das erste und letzte Mal, dass es auf dieser Seite etwas in rosa zu sehen gab! Man kann rot und rosa einfach nicht würdevoll zusammenbringen.

Ein netter Mensch ist in irgendeiner Stadt, in der es Hindufeste gibt. Weit weg also. Wo er ist, spielt eigentlich keine Rolle, denn dass er im Internet ist, zeigt, dass er der Zivilisation ein Schritt näher gekommen ist als die vergangenen Tage oder vielmehr Wochen. Es ist natürlich eine Freude, dass er bald zurück in die Gegend kommt, die zumindest ich Heimat nenne – aber auch ein Appell.

Andererseits zeigt mir diese Rückkehr das funktionieren meiner Instinkte und des Gewissens. Schon bevor er fuhr, habe ich mich damit geplagt, ein bedachtes Geschenk nicht gelesen zu haben, obwohl ich schon ein paar Monate dazu gehabt hätte. Statt mich mit klassischer Literatur zu bilden, las ich Krimis und Thriller, was natürlich auch Freude bereitete aber in mancherlei Hinsicht mein Banausentum verstärkte. Vor drei Tagen hatte ich im Gefühl, dass es doch schön wäre, das Geschenk vor seiner Rückkehr gelesen zu haben und nahm es aus dem Regal, wo es brav mit der Markierung für Ungelesen, die ich mir inzwischen versuche zu machen um nicht zu vergessen, dass ich noch zu lesende Bücher habe statt ständig neue zu kaufen, stand, um diesem Vorhaben nachzukommen. Nun liegt es immerhin -angelesen- auf meinem Nachtisch, aber der Weltenbummler scheint ein wenig schneller zu sein, als mein unkalendarisches Zeitgefühl.

Bis zum Wortduell bei einer Flasche Wein versuche ich zu wissen, wovon zu sprechen sein wird! Vielleicht lese ich dann auch manche Trivialliteratur wieder mit anderen Augen.

Henry David Thoreau

Henry David Thoreau

ausgelesen (44): Der Seitensprung

Veröffentlicht: November 3, 2010 in Ausgelesen
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Buchcover

Der Seitensprung

Mit Karin Altvegens „Der Seitensprung“ las ich keinen aktuellen Roman, sondern ein Werk aus der zeitlichen Mitte Ihres Schaffens.

Dass sie mit Astrid Lindgren verwandt ist, spiegelt dieses Buch in seiner Rohheit und dreiseitigen Berechnung nicht wieder. Es fällt mir schwer zu sagen, ob es lesenswert ist oder nicht, es fällt mir sogar schwer, den Inhalt zusammenzufassen (man möge bedenken, dass ich vielleicht viel Handlung verraten werde, wenn weiterlesen erwünscht ist).

Kurz gesagt ist die Protagonistin eine grade noch imaginiert-glückliche aber plötzlich enttäuschte Frau, die nach und nach feststellt, von ihrem Mann seit langem betrogen worden zu sein. Was den Roman nun einzig interessant macht, ist die moralische Verarbeitung bzw. die Reaktion auf dieses Vergehen. Die Frau spielt Frau, und nicht mit offenen Karten. Das Leben der Gegenspielerin zu zerstören ist ihr Ziel, welches sie mir allen weiblichen Gefühlen und Tricks vollzieht.

Gleichzeitig sieht das verletzte Selbstwertgefühl eine Chance zum Wiederaufbau in eigenen sexuellen Abenteuern, die eher abenteuerlich als bereichernd enden. Hier wird die Handlung komplex und unrealistisch, denn der herangezogene Jüngling ist der Thrillerträger der Geschichte, erlöst von einer zerstörten Liebe fällt sein Wahn auf unsere Protagonistin. Richtige Spannung kommt nicht auf, aber dieses unrealistische Element trägt dennoch die Handlung voran, denn der Thrillerträger ist enttäuscht, dass Frau liiert ist und will wiederum deren Beziehung beenden, indem er dem Mann, der sich längst für eine Andere entschieden hatte,  von der vermeintlichen Affäre, die es so nie gab, berichtet. Kinder spielen auch eine Rolle und sind auf ihre Art für jede der drei Seiten Argumentations- und Legitimationsgrundlage.

Damit beginnt die eigentlich interessante Fragestellung des Romans, denn der Betrüger gerät ins Wanken da er zu erfahren glaubt, dass seine Frau ihn bereits zuvor hinterging. Damit wurde ihm, so scheint es, die Entscheidung abgenommen und der Reiz des anderen verflüchtigt sich. Er kämpft für Frau Nummer eins, der Thrillerträger manipuliert fleissig und jeder glaubt an seine Intrigen und nicht mehr dem anderen. Jeder folgt seiner ganz eigenen Auffassung dessen, was richtig ist und das Buch endet unbefriedigend (aber angemessen) ohne Happy End. Eine unnötige Geschichte, eine Handlung, die wenig reizt, aber eine Verpackung darstellt für die Fähigkeiten enttäuschter Liebender oder Entliebter, deren Stolz und Gewohnheiten beschnitten werden. Man hat fast etwas Sympathiemitleid mit dem Betrüger am Ende, der alles verlor – im falschen Glauben; und genau das ist interessant, denn: Müsste man nicht Genugtuung empfinden, dass sein Vergehen nicht ungestraft blieb?

Die eigene Moral ist eben auch wandelbar.

Ein von Skorpio gesendeter Text verheißt mir einen Besucherrekord des Mera Lunas von 24.000 Menschen. Als ich 1998 das damals noch Zillo heißende Festival des Hildesheimer Flugplatzes besuchte, waren rund 16.000 Personen anwesend. 24.000 klingt dagegen viel, aber ich habe eine Erinnerung, dass die HiAZ vor einiger Zeit schon einmal von dieser Zahl sprach.

Manche Dinge ändern sich, andere nie.

Die Bühne stand dieses Jahr ein wenig anders ausgerichtet, so dass ich nach 13 Jahren von meinem Lieblingsplatz nicht mehr sehen konnte, aber die andere Seite ist auch akzeptabel. Aus Duisburg lernte man vermutlich dass man Ein- und Ausgänge trennen soll und auch wenn der Einlass manchmal aussichtslos im Hanger schieb, gefiel mir das neue System besser.

Früher wollte ich nie zelten, jetzt reiste ich bereits Freitag Nachmittag an um Freitag den schönsten Festivaltag zu haben. Drei Festivals pro Jahr sind mit Sicherheit zu viel und das Line Up versprach zu wenig Reize. Egal, Macht der Gewohnheit.

Als der erste Sektkorken knallte, wusste ich, angekommen zu sein. In der nächsten Parallelwelt, der nächsten Alltagsflucht. Wo man sich beim WGT ständig verpasst, beim Amphi schon ein paar Dutzend bekannter Gesichter traf, stellte ich beim Mera Luna fest, dass eine Mischung aus Heimspiel, jahrelangen Festivalbekanntschaften und Kontaktfreude auch stressen kann. Freitag also:

Sonne, Sekt und super Laune. Das Zelt stand schon, als ich anreiste, Essen wurde mir gekocht, ich konnte pilgern und schauen, wo andere der zahlreichen bekannten Gesichter waren. Als ich den Verlust von Simone schon gegen Mitternacht zu verzeichnen hatte, galt es mit den Überlebenden zu feiern. Mein selbsterklärter Aufpasser war schwierig abzuhängen und als ich ihn gebraucht hätte, ließ er mich gewähren, was unnötig war. Die letzten beiden Bier diesen Abend waren bestimmt Schuld daran, dass ich am kommenden Morgen einen Schädel hatte, aber ich danke insbesondere jenen, die sich zu später Stunde meiner annahmen und mir erklärten, dass es eine schlechte Idee sei, sich aus englisch-schwedischen Gesprächen winden zu wollen, wenn man als Ausrede sagt, tanzen zu wollen und die Frage, ob man Nitzer Ebb möge verneinte, weil man nicht begreift, dass eben jenes gerade läuft! Dumm gelaufen, aber jene Gehässigkeit hatte ich wohl verdient, wenn ich bedenke, was meiner losen Zunge am Folgetag entwichen ist. Sorry. Auch beruhigt es mich, dass sowohl Michi als auch Christian mich am Folgetag fragten, ob wir uns im Hanger gesehen hätten. Das zeigt mir, dass mein Alkoholkonsum noch halbwegs im Rahmen war. Immerhin weiss ich noch, dass ich zwei (unnötige) neue Telefonnummern im meinem Festival-Handy hatte. 😦

Der Samstag begann trübe und schlapp, die Nacht war kurz, der Morgen warm, der Kopf Matsch.

Mit Illuminate begann dann das eigentliche Festivals. Ich glaube, ich hatte mich seit 10 Jahren nicht mehr gefragt, ob es die noch gibt. Auf jeden Fall erträglicher als Lacrimosa kürzlich, die ich ähnlich lange nicht sah. Lacrimas Profundere hab ich gesehen, aber schon vergessen. Samsas Traum waren, ähnlich wie auf dem Amphi, besser als ich es früher empfand. Wäre da nicht diese egomanische Frontsau. Brendan Perry war sehr gut hörbar, beim WGT allerdings stimmungsvoller. Das Ich mal wieder putzig, wenn auch nicht sehr nachhaltig. Ganz große Scheisse war Unheilig, ich hatte sie noch nie komplett live gesehen und sollte es wieder nicht schaffen, es ödet mich zu schnell an. Damit begann der Samstag dann auch seinen negativen Lauf zu nehmen, denn dieser romantische Vollmist verdarb mir und meiner wachsenden Ungeduld schnell die Stimmung. Sisters waren auch exakt so wie erwartet: nebelig! Aber dass das nicht meins ist, wusste ich auch vorher. Trauriger war, dass der erhoffte Abend keine Abwechslung brachte. Ich entschuldige mich bei denen, die ich in verzweifelten Partygesuchstelefonaten anmoserte bevor ich zeitig aber enttäuscht im Zelt lag, da ich keine adäquate Feierei (menschlich oder musikalisch) mehr fand. Alle waren in Zweisamkeit geflüchtet (sagte ich schon mal, dass ich Pärchen hasse?!), ausgeflogen oder müde, schien mir. Also: Schlafen. Erstmal.

Der Sonntag begann mit der schlechten Stimmung, die mich Samstag in den Schlaf brachte. Lagerkoller, Social Overkill. 2 Tage immerzu die gleichen Nasen sehen, wenn ich eben jene aus dem Zelt stecke: nein! Also was tun um kurz allein zu sein? Electro hören, dahin kommt bestimmt kein Unheilig-Freund mit.

Vorher The Other gesehen und mich erinnert, dass ich sie bereits vom WGT kannte. Wie konnte es schon wieder passieren, dass ich sie sah? Es war 11,35 Uhr.

Danach sprachunwillig, kontaktunwillig ab in den Hanger und mich zuballern lassen. Was bei Myspace noch öde klang war live durchaus brauchbar (Ambassabor 21), oder anders: Meine Stimmung war vernichtend genug, das genau richtig zu finden. Sogar Punish Yourself hörte ich mir danach an. Zelt abbauen, den letzten Sektkorken knallen lassen und Stimmung steigern. Es ging so langsam wieder, auch wenn diejenigen, die mich nach Zeraphine (selbst die sind 1000x hörbarer als Unheilig!) beim shoppen tragen. Dekadente 50 Cent ließ ich auf der Einkaufsmeile für einen großartigen Button: „Spießer“ – all die Klamottenstände brachten ja doch nichts Neues mehr. Da investierte ich das Geld lieber in Met, an dessen Stand man mich inzwischen kennt und meine Anschrift erbat um mir einen neuen „METchen“ –Button schenken zu können. Ja, so macht man mich glücklich. 69 Eyes plätscherten so dahin und sahen aus der Ferne wenigstens gut aus. Der Hanger war mir zu stickig und voll, weswegen ich mit einer gewissen Gleichgültigkeit draußen blieb um festzustellen, dass die Editors auch nicht meins sind. Angenehm im Hintergrund aber nichts, was ich live brauche.

In Extremo habe ich bestimmt schon fast 20x gesehen und musste mich gestern, nach mehrjähriger Pause, fragen, wie Dinge sich entwickeln können: Ich mag das einfach nicht mehr hören. Geht nicht mehr, also war es vorzuziehen, Menschen zu treffen.

Placebo erinnerten mich auch stark an ihren ersten Festivalauftritt beim Mera, wieder waren die Anzüge weiß und die Stimmung verhalten aber sympathisch. Ein Festival ging zu Ende und was bleibt ist die Freude auf Stille, Einsamkeit und Hygiene, die gebremst wird von der Erkenntnis, dass der Alltag einem auch nicht besser gefällt.

Warum kann man nie zufrieden sein, mit dem was man hat? Also ich kann es jedenfalls nicht.

Fazit: Mäßige Musik, einige nette Wiedersehen, wichtiger aber auch ein bisschen Zeit mit denen verbracht zu haben die man schätzt und manchmal zu selten sieht obwohl man sich sieht und keine fatalen Folgen.

Demotivation

Veröffentlicht: November 1, 2010 in Persönliches
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Demotivation ist (laut Wikipedia) in der Linguistik die Erkenntnis, „die bedeutungsmäßige Durchschaubarkeit einer sprachlichen Konstruktion, besonders die eines Wortes, [zu] verlieren.“

Genaugenommen ist das total praktisch. Ich bin also gar nicht demoralisiert oder entmutigt, ich durchschaue einfach nur nicht alles. Das klingt plausibel. Man kann nie alles verstehen, man kann am Verstehen arbeiten, das Vestehen trainieren und verbessern und sich so einreden, mit Motivation an der Dekonstruktion der Demotivation zu arbeiten!