Dem Weltenbummler, dem alten Sack!

Veröffentlicht: November 6, 2010 in Literatur, Persönliches
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Ein netter Mensch ist in irgendeiner Stadt, in der es Hindufeste gibt. Weit weg also. Wo er ist, spielt eigentlich keine Rolle, denn dass er im Internet ist, zeigt, dass er der Zivilisation ein Schritt näher gekommen ist als die vergangenen Tage oder vielmehr Wochen. Es ist natürlich eine Freude, dass er bald zurück in die Gegend kommt, die zumindest ich Heimat nenne – aber auch ein Appell.

Andererseits zeigt mir diese Rückkehr das funktionieren meiner Instinkte und des Gewissens. Schon bevor er fuhr, habe ich mich damit geplagt, ein bedachtes Geschenk nicht gelesen zu haben, obwohl ich schon ein paar Monate dazu gehabt hätte. Statt mich mit klassischer Literatur zu bilden, las ich Krimis und Thriller, was natürlich auch Freude bereitete aber in mancherlei Hinsicht mein Banausentum verstärkte. Vor drei Tagen hatte ich im Gefühl, dass es doch schön wäre, das Geschenk vor seiner Rückkehr gelesen zu haben und nahm es aus dem Regal, wo es brav mit der Markierung für Ungelesen, die ich mir inzwischen versuche zu machen um nicht zu vergessen, dass ich noch zu lesende Bücher habe statt ständig neue zu kaufen, stand, um diesem Vorhaben nachzukommen. Nun liegt es immerhin -angelesen- auf meinem Nachtisch, aber der Weltenbummler scheint ein wenig schneller zu sein, als mein unkalendarisches Zeitgefühl.

Bis zum Wortduell bei einer Flasche Wein versuche ich zu wissen, wovon zu sprechen sein wird! Vielleicht lese ich dann auch manche Trivialliteratur wieder mit anderen Augen.

Henry David Thoreau

Henry David Thoreau

Kommentare
  1. DerAlteSack sagt:

    Da auch Metallicasongs -um nur ein Beispiel zu nennen- sich hauefig aus Zitaten aus eben jenem Buche zusammen setzen, ist das Lesen dessen nicht nur hinsichtlich des Verstehens von „netten Menschen“ und Krimis, sondern auch sonst sinnvoll.

    Was Goethe, Nitzsche in der alten Welt, dass ist eben dieser Herr und dieses Buch in der neuen Welt. Grundlegend, basisbildend und unumgaenglich.

    Zudem biestig und kurzweilig genug um Spass zu machen. Also ran und bis bald.

    • mentizidal sagt:

      Nun, ich glaube Dir fast alles, aber eines verstehe ich nicht: Wie kann Walden „moderner“ sein als Nietzsche, wenn Nietzsche bei dessen Ersterscheinen gerade mal 10 Jahre alt war und, Genie hin oder her, garantiert noch nichts veröffentlich hat. Oder meinst Du die Repeption zwischen „modern“ (Nietzsche) und „modernmodern“ (bspw. letzte 50 Jahre)?
      Moderne als Epochenbegriff bezieht auch Goethe mit ein, was ist also Deine „neue“ Welt?
      Ach egal, ich werd es merken…

  2. Vor einiger Zeit hielt ich das Werk von Prof. William Irwin über „die Philosophie bei Metallica“ in Händen, was Metallica gemein hat mit den Lehren Nietzsches und Kierkegaards.
    Nun habe ich mir „Walden“ als Hörbuch geladen, anschließend will ich studieren, wie Metallica Thoreaus Gedanken massentauglich machte.

  3. Steffen sagt:

    Warum so kompliziert Frau S.?
    Alte Welt = Europa; Neue Welt = (Nord)Amerika
    Wäre zumndest meine Interpretation des „alten Sacks“

  4. Im Sommerwind lässt Henry David Thoreau sich bestimmt köstlich lesen. Aber als Hörbuch hinaus genommen in den späten Herbst, wärmt nicht jedes von Thoreaus Worten.
    Auf kleiner Scholle genug zu haben für den eigenen Hunger, mag Laune bringen mit einer soliden Wohlfahrt im Hintergrund. Freiwillig jedoch wird kaum jemand sein Leben auf eine Bohnenernte verwetten.
    Thoreau kann ich mir als Lehrmeister vorstellen, wenn einiges an Gruppendynamik hinzutritt. Vor allem, weil Thoreau ausdrücklich darauf hinweist, wie leichthin einem der Tod passiert in den Wäldern. Gerade als Gruppe aber scheint es sich dort vorzüglich zu sterben: Wo kein Besitz, der belebt sein will, bleibt allein des Nächsten Hand. Sinkt nun diese Hand, wird die eigene Hand den Tod zumindest nicht mehr fürchten. Verzärtelten Naturfreunden mag allerdings das Künstliche übel kommen, das jeder Existenz eigen ist, welche ohne Notwendigkeit aufgesucht wird.
    Menschen wie Henry David Thoreau SIND „Walden“. Sie brauchen keine Fibel, die ihnen eines gebietet und ein anderes versagt. Wer Walden fassen kann, hat Walden längst erfasst, ehe ihm Henry David Thoreau zur Kenntnis gelangt.
    Nicht wenige aber werden sich alsbald mit Thoreau unwohl fühlen wie auf einem Abenteuerurlaub, der entschieden zu lang gerät.
    Das ist die Tragik jeder Philosophie. Doch während Zarathustra es nicht überlebte, Feuer in die Städte tragen zu wollen, bewahrte Walden sich wohl mit seinem Haushaltsbuch und seiner Freikörperkultur davor, von den Städten ins Irrenhaus getrieben zu werden.

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