
Buried - Lebendig begraben
90 Minuten Film. Ein Ort der Darstellung: Eine Kiste. Ein Schauspieler. Und niemand, der das Ende verraten wollte.
Buried zu sehen war eine Idee, um deren experimentellen Charakter ich mir bewusst war. Die zuvor gehörten bzw. gelesenen Rezensionen schreckten mich nicht ab und die Neugier zu schauen, ob diese minimalistischen Bedingungen einen kompletten Film füllen können, trieb mich an.
Und: Es funktioniert. Der Film hat Längen und anstrengende Passagen. Minutenlanges Schnaufen und Stöhnen gehört für mich dazu, weil es unästhetisch-anstrengend ist, dem nicht entkommen zu können, doch es gehört zum Konzept des Films. Erzeugt Beklemmungsgefühle, die der Inhalt braucht um getragen zu werden. Das Konzept geht auf jeden Fall auf, der Film zeigt ein in sich geschlossenes, emotionales Handlungswerk. Allerdings wird er nicht lange in Erinnerung bleiben und keinesfalls wird man ihn mehrmals sehen können; dafür ist das Experiment zu groß.
Man kann das also machen, einen Film ins Kino bringen, in dem man nur eine Person sieht. Man muss aber nicht. Als Experiment durchaus gelungen auch inhaltlich kritisch genug um nicht platt zu sein. Etwas durchbrechend Neues ist es dann jedoch nicht.
Schade um manche unlogischen Dinge (wieviel Sauerstoff frisst wohl ein Feuer?) die jedoch zum Erhalt der Spannung und des Interesses nötig waren. Schön, wie abwechslungsreich die Perspektiven trotz der begrenzten Möglichkeiten gewählt wurden – es war erforderlich um nicht tödliche Monotonie siegen zu lassen.
Gegen Ende hin siegten dann Thrillerelemente, die gut gesetzt waren und eine Schwere erzeugten, die vom Ende des Films, das kommt, wie es kommen musste, unterstützt wird.
Ein Kinoerlebnis irgendwo zischen Highlight und Flop; aber eine Erfahrung. Den nun folgenden Fragen, ob der Film zu empfehlen sei, kann ich nichts verbindliches entgegnen. Ja, vielleicht. Bedingt. Wer auf Thriller und pure Unterhaltung aus ist, sollte es vielleicht lassen. Wer sich auch daran erfreuen kann, wenn mit der Umsetzung und der Perspektive gespielt wird, der sollte den Film in das Repertoire der Filmerlebnisse aufnehmen. Es ist kein schlechter Film, auch keiner der lange nachwirkende Albträume erzeugt. Seine 90 Minuten füllt er ohne langweilig zu werden, länger hätte er aber auch nicht sein dürfen. Es gibt Kritikpunkte, aber gerade das Ende wertet ihn für mich auf.
Nicht überragend, nicht schlecht: so empfinde ich Kino regelmäßig. Derartiger Zeitvertreib sorgte vielleicht für das beste Stück „Lebendig begraben“, das ich jemals sah. Ein älterer Herr, der seinen Verstand darüber verloren hatte, wie leichtfertig Jugendliche ihr Leben vertun. Er kidnappt also junge Männer, eröffnet ihnen, dass sie die Nacht nicht überleben werden, und studiert, wie sie binnen weniger Stunden alle Phasen des Sterbens durchleiden, ehe sie ihren Tod akzeptieren. Dann lässt er sich von den jungen Männern zu Stellen führen, wo sie begraben liegen wollen. Auch verfolgt er mit Interesse, wie die jungen Männer Testamente verfassen. Dann begräbt er sie. Lebendig. Bei seinem letzten Opfer aber hat er dann ein Einsehen, er lässt es leben. Vielleicht, weil die dumpfe Wiederkehr ewig gleichen Lebens irgendwann selbst den Durchgeknalltesten lobotomiert.
Miir fällt grad auf: Das Ziffernblatt der Uhr zeigt eine Zeit, zu der der Film gar nicht spielte, wenn ich mich recht entsinne. 😀