Komm, süßer Tod

Veröffentlicht: Dezember 26, 2010 in Literatur
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Komm, süßer Tod von Wolf Haas ist ein Problem, welches ich abermals dem alten Sack zu verdanken habe. Bücher die quasi über ferne Kontinente zu mir finden sollten zwar kein Problem sein, aber wenn ich schon nach 20 Seiten Mitteilungsdrang darüber habe, sind sie es vielleicht.

Jahr für Jahr hat mindestens ein lieber Freund dafür gesorgt, dass ich zumindest ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich weil-Sätze inkorrekt konstruiere. Leider konnte ich es mir nie gänzlich abgewöhnen, obschon sie mir, höre ich sie andernorts, selbst ein Tinnitus im Ohr sind (wie ist das Sprichwort für ‚Dorn im Auge‘ wenn es ums Hören geht?). Auch kann ich im Schriftlichen nicht ganz davon weg, grammatikalisch unvollständige Sätze zu bilden.

Literatur bildet ja angeblich; Komm, süßer Tod missachtet aber jede grammatikalische Form unserer Sprache, um, wie der alte Sack sagt, das wienerische authentisch darzustellen. Wenn ein Wiener spricht, mag das ja auch richtig sein, aber warum darf der prosaische Erzähltext grammatikalisch völlig daneben sein?

Und das ganz, ganz gemeine daran ist, dass ich mich extrem schwer damit tue, der Handlung eine Chance zu geben, weil ich die Handlung kaum verfolgen kann, vor lauter Kopfschütteln und Nochmallesen der Sätze.

Wie sprachlich getrimmt man nur sein kann. Ich erinnere mich auch daran, wie lange ich im Studium brauchte, die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ zu lesen, wobei das sprachlich nochmal härter war; aber immerhin ein Drama, bei dem ich den Einsatz der Sprechsprache gut verstehen kann. (Btw: Leseempfehlung, irgendwie. Doch, ja.) Bei Haas kenne ich zumindest alle Worte und brauche keinen Kommentar. Einfacher macht es das Lesen dennoch nicht, dabei ist ein Büchlein des Umfanges doch an einem Abend ausgelesen. Normalerweise.

Bevor ich aber berichte, was 1Q84 zu bieten hat und warum ich nun doch stolzer Besitzer dieses Buches bin (ohne grünem Schnittdruck!!), werde ich tapfer Wienerisch lernen oder erdulden – mal sehen!

Wenn ich endlich einmal Wien bereist habe, wird meine Sprachtoleranz möglicherweise auch größer..

 

Kommentare
  1. Ohne mit der Wimper zu zucken, lebe ich immer noch in einer Welt der „Tu-Wörter“ und der „Wie-Wörter“. Eben weil ich weiß, was mich im Alltag an Sprachgestalten beeindruckt: „Ich habe Dich gefunkt!“ berichtete neulich eine Fahrerin mit Migrationshintergrund ihren Verbindungsversuch. Und als mein Vater mir erzählte, dass Richard Wagner für seinen „Ring des Niebelungen“ eine eigene Sprache gefunden hatte, stand ich in Flammen vor Begeisterung.
    Der Wiener Dialekt ist übrigens ganz etwas Wunderbares. Mag sein, dass ich ihn 2002 fast so sehr geliebt habe, wie die Frau dazu.

  2. mentizidal sagt:

    Aber ich liebe keine Wiener! Buch ist immerhin durch.

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