Archiv für Februar, 2011

Rosa Einhorn

Veröffentlicht: Februar 17, 2011 in Mir gefällt es., Streetart
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Rosa Einhornpferd

Alter, hat jemand mein Einhorn gesehen?

Er hatte (hätte) kürzlich Geburtstag, das weckte Erinnerungen.

Zudem sprach ich jemandem Empfehlungen aus, und um diese nicht blind zu geben, blätterte ich in dem einen oder anderen Büchlein und fand meine Anstreichungen wieder.

 

„Selbst Zuneigung war ihm nicht recht
er empfand das alles gleich als Besitzergreifung
der Preis für Verehrung war ihm zu hoch
den zu bezahlen war er nicht bereit.“

 

„Der Preis für Verehrung war ihm zu hoch“ ist ein… schöner Satz. Ein angemessener zudem. Denn, wie sagt man so schön (oder auch nicht schön): Alles hat seinen Preis.

Wachen

Veröffentlicht: Februar 16, 2011 in Persönliches
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Müde. Schlaf. Schlaf. Wachsein. Schlaf. Träume. Wach. Träume. Wachzwang. Schlaf. Träume. Wachzwang. Wachzwang. Träume.

Traumverneinung. Träume. Wachheit. Wachheit, bitte. Verzweiflung.

Wach. Wach. Wach. Müdigkeit.

 

Aufstehen.

 

Müdigkeitskontinuum. Garstigkeit. Stress. Flexibilitätszwang, Anpassungsnot. Müde.

Müde, müde. Tristesse.

Grauen, Regen, Schnee. Müde.

Schlaf.

 

Motivationsstütze. Gesellschaft. Bewegung. Worte. Begeisterung. Ansporn. Zufriedenheit. Hoffnung.

Herzhüpfen.

 

Ausgeglichenheit.

 

Gespäch. Aussichten. Ansichten. Wiedersehen.

Wachheit.Vorfreude.

 

Müde. Schlaf.

Traumlosigkeit.

Schon nach wenigen Seiten, ja gar Zeilen, war meine Lesulust für Krausser wieder entfacht. „Schmerznovelle“ trägt nicht nur einen vielversprechenden, klingenden Titel, erinnert in Länge und Form an Stefan Zweig, sondern beginnt auch banal faszinierend mit der Einführung des Protagonisten, eines Psychologen, der auf Einladung hin bei seinem ehemaligen Doktorvater zu Besuch weilt.

Es stellt sich heraus, dass der Besuch zum einen Begegnungen mit des Professors Frau, einer ehemaligen Mitstudentin, zu heiklen Dilemmata führt und zum anderen der Besuch dem Zweck dient, einem (zumeist weiblichen) Forschungsobjekt, bei dem der Altmeister nicht recht weiterkam, dem Jungen als Spielwiese überlassen wurde.

Zwischen Wahn und Sinn, zwischen Schmerz und Einfühlung braust die Novelle nur so dahin, die psychologischen Muster wecken große Erwartungen, aber leider, leider bleibt dieser Spannungsbogen nicht gespannt, es fällt sachte ab zum Ende und die Katastrophe wirkt kaum mehr auf den Leser. Möglicherweise gewollt, aber ich wünschte es mir brechender. Lauter. Mit mehr Schmerz.

Nichts desto weniger (das erinnert mich immer noch, fast sechs Jahre nach dem Auswendiglernen, an Brechts Lehrstück) ein nettes Stück Literatur, ein feines Häppchen was den Hunger auf mehr Krausser’sche Abwunderlichkeiten weckt!

Daniel Kehlmanns „Ruhm“ lockt mit einem Titel, der nicht in engster Verbindung zum Buche steht. Ein Roman mag es sein, doch der Untertitel „9 Geschichten“ trifft es besser, denn das romantypische Verhalten mehr oder minder stringenter Handlung bleibt verlustig. Auch die Länge – oder besser gesagt Kürze  – von 200 Seiten lädt vornehmlich zum kurzweiligen Verweilen ein. Jede einzelne Geschichte ist gut und gern, angenehm fürwahr, in der Bahn oder beim Frühstück konsumierbar.

Die neun Geschichten sind einzeln lesbar und hängen doch dann (gar ständig? unaufdringlich zudem) und wann ein wenig zusammen. Mal am seidenen Faden, mal durch gemeinsame Nebenfiguren, aber manchmal eben auch durch das wiederholte Erscheinen ganz zentraler Figuren. Dem fehlt eine kleine Prise Phantasie und gekonnt aufgedeckte Konstruktion nicht.

„Ruhm“ lässt sich schwer in Worte fassen, obgleich jede der neun Geschichten problemlos und für sich nacherzählbar wäre. Der Reiz des Büchleins liegt allerdings dazwischen, im Ungesagten, im Vergleich der Figuren zwischen den Geschichten. Der Aspekt der Romankonstruktion ist brilliant gelöst zu Gunsten der Lesefreude des Lesers, der immer wieder in den Genuss kommt, Versatzstücke zu erkennen – als sei er der Künstler und nicht der Autor.

Ein perfektes Büchlein für Zwischendurch. Ganz sicher kein Epochenwerk, aber ein junger, erfrischender Versuch der etwas anderen Erzählweise. Uneingeschränkt empfehlbar, denn es hat mir viel Freude bereitet. Themen um Technik, Handy und Computer ergänzen sich mit Liebelei, Angst, Einsamkeit – Modernes und Zeitloses finden zusammen.

Daniel Kehlmann

Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten.

Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2009

oder: Was krasser klingt, als es sich darstellt.

Ein Buch, welches – wenn auch nur im Innenbereich und nicht auf dem Buchdeckel – den Untertitel „Skandinavische Misanthropie III“ trägt, animiert mich zum Lesen, selbst wenn das Cover unansehnlich pink-grau daherkommt.

Ein Buch, welches aus der Serie „Heyne Hardcore“ stammt, lockt mein Interesse: So etwas gibt es? War mir neu, verdient vielleicht aber eine nähere Betrachtung (merken!). Ein Rezensionsschnipsel auf dem Cover spricht von harter Darstellung von „Gewalt, Drogen und Sex“. Kein Problem soweit, ich lese gern derbere Romane, habe kein Problem mit „Junger Literatur“ und war neugierig.

Die ersten Seiten bestätigen meine durch diese kurzen Fetzen geweckten Erwartungen. Eine junge Afrikanerin, ihr kluger aber gewalttätiger Bodybuildernorweger, Sex. Alles – das allein ist nicht ganz gewöhnlich – aus der (negativen) Selbstsicht der Frau:  „Der Frau wird die Möglichkeit verwehrt, das wirklich Private zu bewahren, solange sie einen Schlitz zwischen den Beinen hat, in den Männer hineinstoßen, weil sie sowohl mental als auch physisch dazu geschaffen sind.“ (S.15). Rollenverteilung klar? Wenn nicht, nochmal: „Sie [die Frauen] sind durch die Art, wie sie geschaffen sind, definiert; das Loch, das gleichzusetzen ist mit dem Eingang, und der Geschlechtsverkehr – der entscheidende Akt des Lebens – haben Konsequenzen, die innerlich sind, nicht sozial aufgezwungen.“ (S. 16). Diese Definition, physisch, biologischer Art, ist auch schon fast das spannendste, was der Roman mir zu bieten hat. Eine körperbauliche Sexualdefinition zu Lasten der Frau – warum nicht. Den einzigen akzeptablen Sex im Roman hat die Protagonistin mit einer Frau, alle anderen Akte deuten sich als Vergewaltigungen oder von anderen zerstört an.

Die eigentliche Geschichte handelt von der Frau und ihrem Mann, oder besser Ex-Mann, ihren zwei oder vielleicht drei problembehafteten Söhnen und der Leidenschaft der Männer bezogen auf Splatterfilme und Egoshooter. Die eigentliche Handlung lässt mich kalt; wären nicht dann und wann Anklänge schwarzer Menschen in der weißen, norwegischen Gesellschaft zu erkennen, die drastisch aber mitunter nachvollziehbar beschrieben werden, hätte ich das Buch längst weggelegt.

Die Sprache ist einfach, oft wie gedacht oder gesprochen und bildet dadurch den entscheidenden Reiz zum Nachvollziehen, sie hilft, es authentisch wirken zu lassen. Die angekündigten Drogen ( in Pillen- oder vielleicht Snus-Form?, gelegentlich wird auch gesoffen) spielen keine tragende Rolle (quasi: ist halt so…)  und in Gewalt gipfelt eigentlich alles. Ist man abgestumpft genug um die Schilderungen nur überfliegen zu können? Irhgendwie schon. Prügel, Vergewaltigung, Demütigung sind hier keine Anschauugsobjekte für Voyeure sondern Alltag der Handelnden und daher auch nebensächlich in ihrem Vorkommem. Das würde ich definitiv als Stärke des Romans sehen, denn er versucht nicht kramfphaft „übel“ zu sein – übel ist, dass solche Menschenverachtung (denn niemand schätzt andere als sich selbst wert) zum Alltag werden kann. Alte Muster bestimmen das Ende, befriedigend ist es aber für niemanden.

Ein paar schöne Sätze bot das Buch unabhängig von der computerspielaffinen Handlung. Mein liebster, zeitloser Satz ist:

Genau wie die Japaner ein Wort für Frauen haben, die von hinten gut aussehen, aber nicht von vorn, sollte es ein Wort geben für Leute, die klug aussehen, es aber nicht sind. “ (S. 51)

Mathis Faldbakken: Unfun

Heyne Hardcore, 2010

270 Seiten

Krimiüberdruss

Veröffentlicht: Februar 4, 2011 in Es missfällt mir., Literatur, Mir gefällt es.
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Einige wenige, erlesene virtuelle Worte und plötzlich habe ich keinen Appetit mehr auf Krimis? Oder macht sich ein länger Anlauf nehmender Überdruss in mir breit?

Keine 50 Seiten vorm Ende liegt „Vatermord“ von Val McDermid lieblos zurückgelassen auf dem Küchentisch. Wann werde ich es auslesen? Um es mit in den Zug zu nehmen erscheint es zu wenig lohnenswert aber kommende Woche nur für ein Ende abermals in die Hand nehmen?

Die Rezensionen dazu waren überdurchschnittlich gut, auch wenn ich es ohne jede Vorahnung erstand. Thalia Büchergutschein machte es möglich. Die erste Hälfte ermüdete mich, ich konnte mir die Namen nicht merken und die ermittelnden Personen nicht auseinander halten. Viel des Erfolgs vermute ich in Datenschutzdebatten um facebookartige Seiten als Mordfinder. Seit der Mitte bekam ich ein Gespür für die Personen, rechne schon jetzt mit einem offenen Ende der Ermittler, damit die Serientauglichkeit bewahrt bleibt, aber es will und will sich nicht so recht auslesen lassen.

Gespräche über Goethe. Goethe. Wann las ich zuletzt Goethe? Faust, klar. Im Studium, wenn auch nicht in Germanistik. Werther, immer wieder reingeblättert. Lotte lässt nicht los, auch auf der Bühne gesehen und abermals gelesen. Aber den letzten Goethe? Muss Jahre her sein. traurig, was? Und so will ich nach Weimar?!Vielleicht lieber erst eine gescheite Gesamtausgabe erstehen – braucht man schliesslich immer mal. Aber: jetzt?

Man spricht über Nabokov. Nabokov? Kommt mir bekannt vor. Eigentlich spricht man gar nicht drüber. Wer war Nabokov? Die Leselust erwacht. Kaufen? Kaufen! Suchen. „Lolita“. Alles klar, darüber stolperte ich nicht zum ersten Mal, allein der Titel genügt, es zu bestellen. „Kaufen“ – klick. Pädophiler Ich-Erzähler, Literaturwissenschaftler zudem, klingt hart, dennoch ärgere ich mich bereits über den Kauf. Vielleicht hätte ich es einfach in der Stadt suchen, kaufen und schneller lesen können? Kein Nabokov am Wochenende. Wer war Nabokov noch gleich? Nachgelesen. „Er ist kein sonderlich engagierter Student, sondern widmet sich eigenen Übersetzungen, Liebschaften und Fahrten nach London. Er veröffentlicht einen ersten Artikel über Schmetterlinge.“ Alles klar, lese ich. Labile Kindheit, Mutteranhang, kränklich. Russische Aristokraten, Flucht, Exil. Das Typische also. Bildungsbürgertum, überbehütet, Berlin. Alles klar. Jüdische Muse – musste ja sein. London, Paris, dann alle berühmten Unis. Klingt doch gar nicht übel. Schach und Schmetterlinge überzeuge mich zwar nicht, aber ich sehe ein: sollte man sich mal ansehen. Nabokov also. Merken. Wenn die Post kommt, werde ich es schon nicht vergessen.

Weiter geht es, ZVAB führt zu Antiquariaten. Kaufrausch die Zweite? Neeeeein! Da gibt es genug ungelesen im Regal. Erinnerungen an ein bestimmtes Antiquariat? Oh ja. Manesses Bibliothek der Weltliteratur, klein handlich, titelt: „Unheimliche Geschichten“. Wie lange man Dinge der Erinnerungen wegen in tiefste Ecken stopft. Tief drin und weit weg zu gleich. Zuglektüre? Vielleicht.

Alles, nur kein Krimi heute, bitte! Thomas Mann auf der Fahrt gen Norden hat nicht geklappt, versuche ich Goethe im Zug Richtung Weimar gar nicht ernst. Vielleicht findet sich noch etwas Ungelesenes von Bernhard im Regal.

Gerüche werden zu Gestank

Veröffentlicht: Februar 1, 2011 in Es missfällt mir.
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Gerüche werden zu Gestank, wenn man sie nicht gern riecht. Manchmal frage ich mich, ob ich mich anstelle oder ob die Nasen anderer Menschen derartig abgestumpft sein können, dass sie nicht erfassen, was manchmal ekeliges in der Luft liegt?!

Vielleicht kann man auch lernen, Gerüche zu ignorieren?

Ich kann es (bisher) nicht und wenn mir etwas „stinkt“, macht mich das unruhig. Kann ich die den störenden Geruchsfaktor nicht ausfindig machen oder – schlimmer noch – nicht verändern, ist das ein Problem. Menschenmengen sind deswegen besonders ekelig, aber manchmal können auch ganz banale Dinge, dingliche Dinge, Schuld am Unmut sein. Suppe von meiner einen Plastiksuppenkelle zum Beispiel ist unlecker, allein weil ich finde, dass die Kelle stinkt (Metall hilft!). Ungelüftete Räume können Geruchsansammlungen früherer Anwesender sein und wehe dem, der sich in der Öffentlichkeit auf Polster(möbel) setzen muss.

Noch ein Grund mehr, nicht schwanger zu werden, denn mit einem feineren Geruchssinn wollte ich nicht mehr durch den Alltag laufen müssen.

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