Um etwas fundiertes über den Film, den ich gestern im Kino sah, Naokos Lächeln, sagen zu können, hätte ich das Buch präsenter haben müssen. Leider weiss ich bei vielen Romanen schon am Ende eines Buches kaum mehr, wie es begonnen hat. Möglich zudem, dass Naokos Lächeln mein erster, mindestens aber einer der ersten Murakamis war, die ich las, und meine Begeisterung mangels Vergleiche noch überschwänglich war. Möglich.
Da ich eigentlich kein Freund von großartigen Liebesgeschichten war, hatte entweder das Buch andere Schwerpunkte als der Film, oder aber die (psychischen) Defizite der weiblichen Akteure erschienen mir im Buch tragender und machten ein bisschen wett, dass es eigentlich um nichts anderes geht als um die Liebe eines Jungen zu einer Frau, oder zu zwei Frauen, oder vielleicht um Jugendfreundschaften.
Dass meine Jugend anders verlief, mag mich daran hindern, mich in Dialoge einzufinden, in denen Protagonisten im zarten Alter von 18, 19 oder 20 Jahren permanent von Sex reden (bevor sie ihn praktizieren), auf jeden Fall erscheinen sie mir mitunter befremdlich.Viel spannender die im Film nur mitschwingende Folgenerscheinung des Suzizides enger Freunde oder Geliebter.
Für einen Liebesfilm hätte es schlimmer kommen können. Auch war es mal interessant, selten gesehene japanische Schauspieler zu betrachten, ein Film, der im Japan der 60er Jahre spielt, es gab da durchaus nette, ansehnliche oder stimmungsvoll gelungene Ansichten. Es gab durchaus Bildästhetik und auch Stille und Musik waren passabel gesetzt.
Trotzdem sollte ich mich bei Murakami besser aufs Lesen konzentrieren, denn entweder gefällt mir die Romanvorlage besser, oder meine Phantasie kann beim Lesen kitschige Liebesszenen raffen und spannende zwischenmenschliche Konstellationen betonen.
Nunja, man mag es halten und denken wie man will, aber letztlich ist immer die eigene Vorstellung das begrenzende Element bei solcherlei Dingen und wenn man, als unvoreingenommener Leser mehr aus dem Buch herausliest als reglose Blicke, Gespräche über weibliche Befeuchtung und Schreie in der Meeresbrandung, dann ist man vielleicht selber Schuld, oder aber man ist nicht so einseitig strukturiert wie die Macher des Filmes. Denn irgendwie waren obige drei Punkte, zusammen mit gehetzten Spaziermärschen und zeitweisen optischen Einblicken in das Japan der 60er und die 60er überhaupt das einzige, was den Film ausmachte. Und, wenn ich ehrlich sein soll, fand ich die farbliche und kulturelle Darstellung dieser Epoche als spannendestes Element des Filmes.
Die Wörter sind die Farben, das Buch oder das Zelluloid sind die Leinwand für die Wörter. Alles dazwischen ist Deutungsache. Reine Subjektivität. Für mich hatte das Buch mehr zu bieten als nur Gespräche auf Dr. Sommer Niveau. Wie viele Sexszenen gab es in den 2h Film? Irgendwas zwischen 6-10. Da kommt so manches was anders tituliert ist nicht mit.
Das man Personen in zwei Stunden Film kaum so vielschichtig abbilden kann wie in 500 Seiten Buch ist klar, aber das man Sie so eindimensional darstellt und somit das ganze Buch, welches ja schon die Liebesgeschichte im Untertitel führt, nicht als Liebesgeschichte, sondern als postpubertäre Sexualauslotung darstellt, das hat das Buch nun auch wieder nicht verdient.
Es war zwar nun mal gut noch Menschen und Landschaften, also alles in allem Bilder zu den eigenen Bildern im Kopf gesehen zu haben, aber diese haben nur ergänzt. Nicht wirklich bereichert.
Schade.
Naja, wenigstens hat es mir die ganze Nacht noch einen Ohrwurm beschert und meine Liebe für das Design dieser Epoche mal wieder bekräftigt. Das wars. Mehr nich.
Schade.
400 Seiten 😉
sonst kann ich vielmals nur nicken.
Wie es viele Leser gibt, die sich am Ende eines Romans nicht mehr an den Beginn erinnern, gibt es auch viele Paare, die nach Jahren keinen blassen Schimmer mehr haben, was um alles in der Welt sie einst zusammen führte?
Erfolgreiche Schriftsteller sind daher oft kaum besser als die Aufreißer, die „Pickup Artists“ in den Discotheken und Nachtclubs: Geschichten, welche strikt angepasst sind an die Hörerschaft, der man sich gegenüber vermutet, bisschen auf den Putz hauen, ruhig auch mal etwas versprechen, was man niemals beabsichtigt zu halten. Und wie kaum jemand sich eingesteht, in einen Stecher oder ein Flittchen verliebt gewesen zu sein, mag auch niemand sich sagen lassen, für Schund Hardcoverpreise gezahlt zu haben. Eher greift der Leser nochmal zum selben Aufreißer, um seine erste Entscheidung zu rechtfertigen: „Mir gefällt er eben, mein Typ!“
Ich kann gar nicht sagen, wie oft es mir schon passiert ist, dass ich von Buchverfilmungen enttäuscht war. Wie oft stimmte das beim Lesen erzeugte Kopfkino nicht mal in Grundzügen mit dem „Zelluloid“ überein! Wie oft meinte ich, dass beim Casting völlig daneben gegriffen worden ist! Wie oft schienen mir die Landschaften zu karg oder zu opulent, die Schnitte zu hektisch, die Bilder zu eindeminsional, alles zu durchdekliniert oder die Ausstattung eine andere als in meinen Vorstellungen. Mittlerweile denke ich: Buch ist Buch und Film ist Film. Beides sind unterschiedliche Medien und haben ihre Möglichkeiten und Grenzen Allerdings verzichte ich mittlerweile zumeist auf den Film, wenn ich vorher das Buch gelesen habe.
LG von Rosie
Georges Simenon: „Sobald ein Roman beendet ist, habe ich nämlich alles vergessen, einschließlich der Namen der Charaktere. Es bleibt nichts hängen als ein paar Bilder – genau wie beim Leser vermutlich.“
Bingo.