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Weihnachten riecht nach Lilien

Veröffentlicht: Dezember 23, 2012 in Persönliches

Weihnachten riecht nach Lilien. Also kann ich den Jahresrückblick gern auch eine Woche verfrüht angehen. Dinge verändern sich. Oder auch nicht.

In diesem Jahr fällt mir sowohl mein eigener als auch der Jahresrückblick schwer, der andere betrifft. Offenbar hat mich das zunehmende Alter langsam eingeholt, denn ich denke plötzlich so Dinge, wie, dass ein Jahr verfliegt, ohne nennenswerte Spuren zu hinterlassen. Dem Jahr wird das natürlich nicht gerecht, denn natürlich gab es zahlreiche Ereignisse, die positiv (oder negativ, jedenfalls: bedenkenswert) waren, wenngleich sie sich auf kurze Momente oder Erlebnisse oder graue Haare bezogen.

Wenn ich meine Fotoalben dieses Jahres durchblättere, sehe ich, dass ich phantastische Partys gefeiert habe, bessere denn je (man muss offenbar erst 30 werden, um damit zu beginnen). Momente, in denen mein Gesicht vor Glück oder Sekt oder beidem strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Vielen Dank all denen, die diese wundervollen Nächte mit mir verbracht haben.

Wenn ich mir jedoch fürs kommende Jahr etwas wünschen darf, dann möchte ich gern neben all diesen euphorischen Momenten ein bisschen mehr Austausch, ein bisschen mehr Input, ein wenig mehr gefordert werden: trinken kann ich schon und tanzen lerne ich nun. Wenn das nicht klappt, suche ich mir im Stile der Bedürfnistrennung eben eine kulturelle Beziehung, aber eigentlich ist ein Großteil meines Umfeldes nicht nur schön, sondern auch klug, so dass ich hoffe, wir finden wieder ein wenig häufiger zu Ausflügen, Reisen, Theater oder Museen oder dergleichen zusammen: Es fehlt mir etwas. Vielleicht fehlt es auch nur an eigener Umsetzung oder Toleranz und nicht nur an Möglichkeiten, ich werde das analysieren.

Persönlich möchte ich einigen dafür danken, dass sie meinen beschwingten bis resignierten Weg begleitet haben:

Tobi: Für Deine Engelsgeduld kann ich mich nur anerkennend bedanken. Niemand hat’s schwerer mit mir als Du.

Katha: Ich find‘ Dich nicht scheiße – Du hasst mich ja auch nicht offensichtlich. Schön, dass wir immer wieder zusammenfinden.

Julo: Vieles hatte ich mir anders vorgestellt für dieses Jahr. Erhofft. Das war kein gutes Jahr für uns, finde ich. Trotzdem bin ich froh, dass alles noch ist wie es ist – es hätte viel schlimmer kommen können. Und es wird auch wieder besser, auch wenn es wohl nie zum Ideal wird.

Fräulein: Zu sehen wie Du lebst, gefiel mir. Wenn ich Dir nicht täglich meine wirren Gedanken zukommen lassen könnte, würde mein Kopf wahrscheinlich unreflektiert explodieren.  Ich möchte das nicht mehr missen, es ist vertraut.

Inga: Manchmal passieren Dinge, die man sich selber nicht zutraut. Aber in stiller Zuneigung: es ist schön!

Lenni: Die Atzen sind nicht Deichkind aber Discofox auch kein Tango – was soll’s. Ich hoffe wir tanzen uns noch in so manchen Rausch! Danke, dass Du dieses Wagnis mit mir zu zuverlässig erprobst.

Markus: Danke, dass ich Dich immer wecken darf, aber ich versuche, damit aufzuhören.

Sebastian: Wenn Du Dich für die nächste Frau wieder sechs Jahre nicht meldest, dann wird das mit uns nix mehr! Aber schön, wenn alte, einst sehr wichtige Lebensbestandteile wieder auftauchen.

Mone: Das muss wieder besser werden, so alt sind wir noch nicht! Ich kann doch kein Pferdemädchen werden..

Till: Nach einem schwierigen Start und einer positiven Phase danach, gilt es nun wieder zu optimieren, bevor man sich in eigenen Welten verflüchtig. (Notiz an mich selbst: Besser machen)

Björn: Ohne Worte, denn: alles ist gut.

Kai & Mirja: Dass ihr mich zu Mädchentreffen bekommt (und mitnehmt) ist eine echte Leistung.

Steffi: Hoffentlich hab ich bald die alte zurück, ohne diese Wut auf ein Geschlecht hast Du mir besser gefallen. X (ich lern‘ ja).

Serge: :* (Wozu Inhalt in SMS tun). Aber ich kann das Ski-Thema nicht mehr hören.

Doris: Vor Deinem Wegzug hatte ich zugegeben etwas Angst. Wie froh ich bin, dass er keine Änderung brachte.

Steffen: Ohne tiefe freundschaftliche Verbundenheit, hätte ich die letzten beiden Monate nicht ertragen.

Die Familie wächst entspannt, aber ein putziger, selten-kluger Bruder und zwei Nichten können noch nicht (genug) Lesen um explizit erwähnt werden zu müssen. Dass ich aber schon seit 6 Jahren Patenkinder habe, will ich kaum wahrhaben.

Einige möchte ich (oder ich weiß, dass sie es möchten) ohne Namen erwähnen:

  • Moral ist ein Teufelszeug, ich weiß – aber der Teufel weiß auch, was er tut. Manchmal vermisse ich Dich auch!
  • Zu unterscheiden, ob etwas Traum oder Wirklichkeit ist, ist nicht immer einfach. Grenzerfahrungen kann man ruhig mal wagen.
  • Auch wenn das Drama seinen Höhepunkt wohl nie erreicht, sollst Du Recht behalten: Wir kennen uns auch an unserem Jahrestag noch. Von einer 8 kann man so manches lernen und sogar wenn ich rumheule, hörst Du noch zu.
  • T: Ich kann leider nicht alles so schätzen, wie es angemessen wäre, aber ich hoffe, wir finden auch noch die richtige Basis. Zum nächsten Feuer radeln wir dann auch gern wieder gemeinsam.

Dieses Jahr war gewissermaßen ein Jahr des Bestandes; mein Umfeld, mit dem ich sehr zufrieden bin, hat sich kaum verändert, was mir gut gefällt. Lediglich der Umstand, meine Zeit vermehrt auch mit Menschen zu verbringen, die sich im weitesten Sinne unter „Kollegen“ zusammenfassen lassen, ist eine neue Erfahrung und der finale Bruch mit alten Prinzipien. Ich musste Vorurteile z.T. revidieren – etwas, das ich nicht gern tue, aber in diesem Fall lohnt(e) es sich: Sowohl im Arbeitsalltag als auch beim Feiern hatte ich vielerlei positive Momente. Christoph, es ist schön, dass ich mir mal wieder von jemandem Kritik anhören und  — wenn auch nicht immer annehmen, so doch  — überdenken kann (das ging zuletzt nur bei Herrn B. ernstzunehmend, und der macht sich rar; also Herr B., ich bitte um mehr Präsenz, obschon ich mich vorbildlich verhalte und so gesehen nicht darauf angewiesen bin). Tobi, Deine stete Gesellschaft & Hilfe hat mich so manches Mal vor irrationalem Ausrasten oder Technikzerstören gerettet. Kerstin, danke fürs Zuhören. Freddie, so schlimm riechst Du gar nicht. Dennis & Tim: wo bin ich da nur hineingeraten? (Oder: Wie das neue Jahr zu beginnen sein wird!) Martin, es ist erfreulich, wenn einem mal jemand etwas zutraut. Susana: Dein grenzenloses Vertrauen hat mich sogar Stress positiv empfinden lassen.

Vertrauen ist vielleicht mein positives Wort des Jahres. Bei aller Leichtigkeit, Flüchtigkeit, Unverbindlichkeit, die so viele Augenblicke auf jeder erdenklichen Ebene beherrschte, haben mir sehr viele der Genannten und einige, die zu nennen auf dieser Plattform unangemessen wäre, sehr großes Vertrauen geschenkt, das ist ein gutes Gefühl. Ich hoffe, ich konnte es würdig wahren.

Die Worte für 2012 sind gefunden: Vertrauen. Euphorie. Unterforderung.

Damit ist der Ausblick für 2013 klar — auf ein Neues!

Jeanie goes feminism!

Veröffentlicht: Dezember 17, 2012 in Frakshow des Alltags, Persönliches, Streetart

Was soll’s. „Hochschultage gegen Sexismus und Homophobie“ hat mich als fetter Banner auf dem Weg zur Arbeit begrüsst.

Das mit der selbstbehaupteten Homophobie kann ich längst nicht mehr jedem glaubhaft machen aber so in Grundzügen gehöre ich vielleicht doch noch zu den von Regenbogenaktivisten bekehrbaren schlimmen Fingern. Oder ist das ein bisschen wie Gender, was man als gesellschaftliche Annahme spannend findet, weil man Brüste hat? Jeanie ist eine Frau ist Feministin? Im Notfall versichere ich es authentisch!

An der Mensa dann ein schicker Aufkleber. Schneewittchen, da schaue ich doch gern hin. Aber Schneewittchen als moderne Feministin? ImageGefällt mir. Weil mir Schneewittchen gefällt. Weil mir die Farben gefallen.

Ich beginne mir in der Rolle, die derweil mein liebstes Kostüm trägt, zu gefallen. Wenn ich in das gelbe Kleidchen gestiegen bin, haben mir noch nie 7 Männer zu Diensten gestanden. Was ist das bitte für ein Feminismus, in dem das mit der Gleichberechtigung immer noch umgedreht ist? Nix Gleichberechtigung: Männer kochen, beziehen Betten und lassen die Dame frei walten. Wenn ich genauer darüber nachdenke, finde ich Feminismus plöztlich ganz sexy, wäre da nicht diese Waffe im Bild. Auch das Püppchen mit ihren – wenn auch minimierten – weiblichen Attributen spricht mich an. Ich finde das Püppchen sexy – ist das Sexismus? Ich gräme mich.

Tschuldigung Asta, aber mit Waffen, da kann ich gar nicht um.

Der Tag vergeht und ich denke immer wieder daran, wie ich mich nun zum Feminismus verhalte, aber mit Gleichungen kenne ich mich leider sehr viel schlechter aus als mit Grimm’schen Hausmärchen. Man kann sich ja mal inspirieren lassen. Haare schwatt, kein Ding. Blaß werden gelingt mir mit etwas Mühe auch und falls der Winter dieses Jahr noch über uns hereinbricht, werde ich leidenschaftliche Selbstzerstörung walten lassen und ein bisschen Blut in den Schnee tropfen (denn Blut im Schnee ist wahrlich hübsch – auch wenn das jetzt bestimmt das totale Entjungferungsszenario sein dürfte). Möglicherweise besteht noch Chance, meine Schönheit zu maximieren, denn am Wochenende hat mir die Stiefschwester odentlich den Rang abgelaufen.

Ich schweife ab, zurück zum Feminismus, den ich heute mit materiellem Konsumzwang in christlicher Tradition paarte und in meinem nach anfänglichen Problemen in der Annäherung geschätzten Frauenkollektivbuchladen fand. Gestöbert, beraten, gelesen, alles von Frauen, ist super, denn sie wissen, was sie tun. Oder so ähnlich.

Image Als moderne Feministin ist man ja durchaus auch gern käuflich (auch wenn Frau Schwarzer gestern beim Jauch wieder nicht allzu optimistisch war hinsichtlich der Prozentzahl sozialversicherter Prostituierter und deren Freiwilligkeit, aber zum Glück ist meine Geschenkegier freiwillig) und freut sich – ganz unfeministisch allerdings – über Geschenke.

Das Geschenk war toll. Danke lieber Buchladen. Ich habe mich sehr darüber gefreut (es war ein Hardcover von Vera Kaiser drin, „Blasmusikpop“ – ich werde den Titel nicht weiter kommentieren). So richtig sicher bin ich mir aber über meine eigene Position nicht mehr.

Vielleicht hätte ich mir freinehmen sollen, um im angekündigten Vortrag zu erfahren, was Feministische Pornos sind, stattdessen muss ich arbeiten, werde mir gelegentlich die Tür aufhalten lassen und am späten Abend wichtigen Herren ihre Getränke servieren.

Die Welt überfordert mich. Vielleicht bin ich längst Feministin (ich mein, ich find mich dufte in meinem Schneewittchenkostüm ohne Waffe) und merke es gar nicht. Und dann?

Ich ich ich. Will will will. Nicht.

Veröffentlicht: März 16, 2012 in Persönliches
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Ich will nicht hier sein. Ich will nach Hause. Ich will mich nicht bewegen. Ich will in Irland sein. Ich will nicht riechen müssen. Ich will Sommergras. Ich will nicht ins Licht blicken.  Ich will Nähe. Ich will nicht mit Dir reden. Ich will schlafen. Ich will nicht müde sein. Ich will Wochenende. Ich will Deine Gesellschaft nicht. Ich will nicht allein sein. Ich will lügen. Ich will nicht antworten. Ich will Antworten.

Aus dem Traum mit zwei Monden

Veröffentlicht: Januar 30, 2012 in Persönliches
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Es war Sonntag und die Vorzeichen für einen erholsamen Schlaf waren denkbar negativ – dachte ich, als ich bereits am frühen Abend in meinem Arbeitszimmer in leichtem Schlaf wegdämmerte. Eine Liegegelegenheit im Arbeitszimmer scheint mir nicht das Dümmste, warm an der Heizung (ja, kein Kamin), die geknickten Glieder strecken können…

Man muss Dinge nur oft genug hören, sehen, oder lesen, bis sie einen nicht mehr in Ruhe lassen. So wie diese, die mich auf meinem nicht abgebauten Gästebett ereilten:

So war ich ganz sicher nicht in Japan, ja, nicht einmal in Asien, auch wenn ich auf jener Schaukel sass, statt der Rutsche auf dem Siedlungsspielplatz einsam am Strand, die Füsse im warmen Wasser auf weichem Sand, um mich kein Stadtlärm, auch kein ausgeblendeter, sondern nur das Wasser, kaum hörbar aber für die Gesamtidylle, die gar nicht so idyllisch hätte sein dürfen, da – trotzdem war ich in der Stadt, zu Hause. Es war warm, wärmer als es in absoluter Dunkelheit, derer ich bedurfte, hätte sein dürfen, es war Nacht. Vielleicht war Vollmond, wahrscheinlich sogar, denn wenn meine Gedanken Mond reflektieren, ist es selten eine Sichel, sondern kindlich stets eine mit transparenten Wolken verdeckte Scheibe, die, in diesem Fall, über der Bucht emporstieg. Soweit, so gewöhnlich, wäre ich nicht zeitgleich auch ganz woanders.

Der zweite Mond bewies es. Er musste dort sein, ich hatte auf ihn gewartet und darauf vertraut, dass er in diesem Jahr emporsteigen würde, wenngleich 2Q12 phonetisch, soviel geht grad auch noch ohne Japanischkenntnisse, großer Quatsch sein muss – für den Strandmond genügte es und er war da. Wurde in meinen Kopf gepflanzt und stieg, rötlich leuchtend, einfach hervor.

Wie in Melancholia wuchs die scheinende Scheibe zu größerer Gestalt, als Aomame sie je gesehen oder Tengo ersehnt haben dürfte, doch alles Apokalyptische blieb ihr fern. Er würde mir nichts anhaben.

Es war, als wollte der rote Mond mir sagen: Da bin ich. Es ist, wie es ist.

Und so wird es wohl sein.

Ich verliess die Schaukel und schlief ein. Obwohl Sonntag war, war der Schlaf fest und erholsam und kein Traum weckte mich aus diesem auf.

 

Jahresrückblicke – Die Details

Veröffentlicht: Dezember 25, 2011 in Persönliches

Er. So viel Initiative, so wenig Entgegenkommen von mir. So viel Schmeichelei. Erst ging es formal nicht, dann ging es in meinem Kopf nicht. Eine kurze offizielle Begegnung, die viel Lachen erzeugte. Später: eine kurze Zwischendurchbegegnung ist mir dennoch in warmer und unbereuter Erinnerung. Gut, Du hast mich verunsichert, Dein Sandwich war nicht der Hit, aber Dein Geruch haftete den ganzen Tag, so lange er eben noch dauerte, an mir – samt einem Lächeln. Danke für Deine Hartnäckigkeit. Verzeih‘, dass Du ein „Opfer“ meiner Unentschlossenheit warst. Shit happens, nicht?

Sie. Worte. Worte. Worte. Monatelang. Worte. Offnerere Worte sind nie durch meine Postfächer geflogen. Neugier, hilfreiche Worte, Anekdoten. Man könnte ein Buch darüber schreiben. Man kann. Ein gewagter Besuch, der in alle möglichen Richtungen hätte negativ ausarten können aber irgendwie kam, wie es kommen musste, nicht? Danke, dass Du die weite Reise auf Dich genommen hast. Eine liebgewonnene Konstante, die sich einfach so in unseren Alltag schob, ohne dass wir danach suchten. Höhepunkt des Jahres war, ohne Frage, eine kleine Sendung, die mich mit der Post erreichte. Zitieren wir doch einfach Werther: „…denn darin sind die Weiber fein und haben recht; wenn sie zwei Verehrer in gutem Vernehmen mit einander erhalten koennen, ist der Vorteil immer ihr,..“. Lass das Wort nicht versiegen!

Er. Eulen sind nicht zähmbar. Was von Anfang an klar war, wollte ich wohl selbst herausfinden. Sicherlich eine Begegnung höchsten Ausschlages dieses Jahr, wenn sie auch nach und nach verblasst. Man hält nur an Dingen fest, die sich halten lassen. Positiv zu bemerken ist, dass ich lernte, mich etwas mehr in Geduld zu üben (breathe, baby, breathe), lernte, dass andere noch kauzigerere und verschrobenere Ansichten des Zwischenmenschlichen haben, als ich. Verrannt, ambitioniert, aus Gewohnheit des Wollens.  Es waren spannende Momente, die Du mir dieses Jahr beschert hast, ohne Frage, es wurde nicht langweilig. Wundervolle Erinnerungen werden mir erhalten bleiben, die den Starrsinn und Egoismus, die Angst und Verschlossenheit überdauern. Dennoch ist die Zeit gekommen, sich in verschiedene Richtungen in die Lüfte zu erheben, bevor die Erinnerungen banalisiert werden. Denn: „Come as you are, as you were, as I want you to be.“ Und nun: Fly away!

Sie. Wer hätte gedacht, dass aus einer flapsigen Zusage, Dich in der grünen Welt aufzusuchen, so ein aufrichtiges Interesse jenseits des Sektes wächst. Ich möchte mit Dir noch viele Norweger, Ir(r)e(n) oder Finnen treffen und freue mich, wenn ich Dich „bald“ wieder mehr in der Nähe habe. Ob nun ganz nah oder fast ganz nah. Ich teile auch alle hübschen Freunde mit Dir.

Er. Ohne Worte. Es ist alles gesagt. Was ich nur nicht oft genug erwähnen kann, ist, dass ich es liebe, zu riechen, wo Du warst.

Er. Manchmal kommt das Ferne auch zu mir, auch wenn es bis tief ins Jahr hat auf sich warten lässt.  Wenn wir uns wiedersehen, finde ich heraus, ob ich an Dialektintoleranz arbeiten kann, ok? Das Unerwartete birgt oft viel Schönes. Eine erinnerungswürdige Begegnung.

Sie. Manche Geduldsprobe, unausgesprochen, hat mich mitunter an unserem Kontakt oder dessen Basis zweifeln lassen. Es ist, wie es ist, ist zu akzeptieren aber eben doch nicht immer mit dem eigenen Handeln vereinbar. Ich wünsche mir, den Kontakt auszubauen, ich wünsche mir mehr Geduld von mir und von Dir das Neinsagen statt dem Schweigen. Soviel Zuneigung habe ich bisher kaum zu einer Frau empfunden, ich möchte es nicht aus Ungeduld hinwerfen. Die Vergnügungsministerin empfiehlt sich und erinnert daran: Unter 20 geht nix, Kaputtspielgefahr!

Er. Never-ending-story. Nachdem das Jahr mit dem tiefsten aller Tiefs begann, war schnell klar, dass kein Kontakt auch keine Lösung ist. Und dass ich eben nicht immer bekomme, was ich will. Ich lächele etwas aber glücklich in mich hinein, wenn ich mir nun vor Augen führe, dass das gesamte Jahr, wenn auch phasenweise, von Bemühungen und Zuverlässigkeit geprägt war. Das lange Zaudern, Zetern und Jammern hat sich gelohnt, die Geduld wird, nach und nach, belohnt. Ich danke für Dein offensichtliches Vertrauen und die gereichte Hand und hoffe, dass der Weg der kleinen positiven Dinge noch nicht am Ende ist. Noch lange nicht! Ich will nicht mehr ohne Dich.

Er. Mir fallen keine Worte ein, unsere quasi zufällige Begegnung in adäquate Beschreibungen zu fassen. Ich bin froh um meine Reisefreude, ohne die ich Dich nicht getroffen hätte und muss mich entschuldigen, dass eine weitere Begegnung wegen mir nicht zu Stande kam. Nach einem völlig willkührlichen Beginn bin ich nun froh, dass es Möglichkeiten zu weiteren Begegnungen in der Zukunft geben wird. Ich danke dem Zufall, dass er mir eine so spannende Person über den Weg geschickt hat, die auch von meinen Stimmungen nicht verschreckt wurde. Auf ins nächste Jahr..

Sie. Du kannst kochen, ohne Frage, auch wenn ich diese Fähigkeit lange verschmähte, was mein eigenes Pecht zu sein scheint. Ohne Frage eine Bereicherung; wichtiger als alles Kulinarische ist aber das permanente Ignorieren meiner körperlichen Distanzbedürfnisse zu bewerten. Vermutlich hast Du einen großen Teil zu größerer Offenheit beigetragen, weil Du bist, wie Du bist.

Er. Ob Du mitliest oder nicht: Ich mag unsere unkomplizierten Treffen. „Zeit? Ja. Nein. Danke. Bitte. Schön.“ Pragmatismus und bedingungslose Herzlichkeit – wie sehr ich es schätze. Ich freue mich, dass ich Dich demnächst wieder ohne Rahmenbedingungen treffen werde, auch wenn wir uns monatelang nicht sprachen. Alles wird gut! Ja, alles wird gut.

Sie. Das Jahr endet vielleicht etwas traurig für Dich. Ich hoffe, Du ziehst Kraft daraus, damit unsere Gespräche bald wieder vielseitiger werden und Feiern eine Freude und keine Frustkompensation ist!

Er. Wir wären unglücklich, könnten wir nicht meckern. Trotzdem sähe ich Dich gern einmal wieder richtig glücklich. Nicht manisch, wie nach durchgearbeiteten Nächten, deren mir zugestandenes Vertrauen mich bei aller Verzweiflung tief beeindruckt hat(!), sondern glücklich. Trink Mate und erinnere Dich daran: Das Leben ist eine herrliche Erfindung! Man muss nicht immer nur in Extremsituationen zusammenfinden… Und ja, hätte ich auf Dich gehört, wäre vieles einfacher gewesen. Langweiliger vielleicht, aber einfacher. Natürlich hattest Du recht.

Eine handvoll liebgewonnener Menschen hätte hier sicherlich Erwähnung verdient und wird sich vergeblich suchen. Euch, die ich fast täglich sehe, höre oder lese, bzw. an euch denke, brauche ich hier nicht zu erwähnen. Ihr wisst, was geschah, ihr wisst, dass ihr die Konstanten seid, die ich in meinem gewohnheitsorientierten Leben brauche. Euch brauche ich, um Kritik zu empfangen, rumuzblödeln, Rat einzuholen, und mich zusammenstauchen zu lassen. Trotz aller Irrungen und Wirrungen bleibt ihr Teil meines Weges: dankeschön.

So ein Jahr ist ganz schön lang. Dass dieses Jahr besonders kurz erschien, ist mein eigenes Verschulden, weil ich Bewährtes ändern wollte, weil ich mir manche Orientierung nahm und ein paar Wege links und rechts meines geplanten Weges erkundete und damit die Zeit wie im Fluge zerrann..

Das Jahr endet, obwohl ich kurz vor einer erneuten Landflucht stehe, mir einem schwachen Gefühl des Angekommenseins. Angekommen in dem, was ich tue, angekommen auf zumindest einem Zweig des Weges.

In diesem Jahr habe ich manche Menschen  enttäuscht. Ich habe lange überlegt, ob ich mich bei denen entschuldige, die sich stets um meinen Kontakt bemüht haben, wofür ich dankbar bin, ohne dass ich diesen Wunsch erwiderte. Ich habe mich dagegen entschieden. Das einzige, was mir leid tut, ist die Tatsache, dass ihr eure lieb gemeinten Energien nicht in Andere investiert habt. Glücklicherweise bin ich in  der hervorragenden Position, mit meinem Umfeld mehr als zufrieden zu sein. Alles was ich mir wünschen kann, habe ich. Aufrichtige, treue und zuverlässige Freunde, spannende Begegnungen, bereichernde Gespräche und schöne Konstanten. So hart das klingen mag, aber ich habe nicht für Alles auf dieser Welt Zeit, was es wert wäre, Zeit zu finden. Und ich habe für mich erkannt, dass ich ohne schlechtes Gewissen meine Zeit so aufteilen muss, wie es mir gut tut, nicht nach dem dubiosen Gerechtigkeitsempfinden, was etwas von kinergeburtstaglichem „Wenn-Du-mich-einlädst-lad-ich-Dich-auch-ein“. Weil ich Dich besuchte, heisst das nicht, dass ich Dich zu mir hole. Und nur, weil ich Dich in einem Moment gern um mich hatte, bedeutet das nicht, dass ich zu Dir kommen werde. Wie so oft vertraue ich (naiv) auf das Verständnis meines Gegenübers für feine Signale, wann Kontakt erwünscht ist. Befreien möchte ich mich vom schlechten Gewissen, eine SMS oder Email nicht beantwortet zu haben, weg möchte ich vom Verpflichtungsgefühl. Kontakte sind keine Pflichtgeschäfte. Daher danke ich denen, die mir einen Platz in ihrem Leben eingeräumt haben, die sich von sich aus bei mir meldeten – ob ich es erwiderte oder nicht. Die, die ich besonders schätz(t)e, werden es gemerkt haben, denn denen werde ich, ohne jeden Zwang, Zeitfenster geöffnet und Herzlichkeit geschenkt haben (hoffe ich).

Es ist nicht schön, zu wissen, dass man Menschen enttäuschte, weil man ihnen nicht das zugestand, was sie sich wünschten. Doch ich kann es nicht Jedem recht machen. Ich hoffe, voller Idealismus, dass jene, denen ich Zeit und Raum schenkte, ein wenig damit anfangen konnte, sowie Eure mir geschenkte Zeit mich sehr bereichert und gestützt hat.

Die letzten Tage des alten Jahres nutze ich, wie immer, um jene Augenblicke, Begegnungen und Worte festzuhalten, die die Bezeichnung „etwas Besonderes“ – positiv wie negativ – verdient haben. Mancher wird sich finden. Mancher nicht. Schließlich sind (fast) alle Dinge im Leben Phasen, bei denen es schön ist, sie nicht allein zu durchschreiten.

Worte folgen.

Wortlos. Tatlos.

Veröffentlicht: November 5, 2011 in Persönliches

I.

Stunde um Stunde. Stunde um Stunde. Stunde um Stunde.

Blick nach Vorn.

Blick ins Leere.

Blick ins Licht.

Gleichbleibende Körperhaltung, gekrümmte Finger fliegen.

Blick nach Vorn.

Blick ins Leere.

Blick ins Licht.

Flacher Atem, bebende Brust hebt sich.

Blick nach Vorn.

Blick ins Leere.

Blick ins Licht.

Stunde um Stunde. Stunde um Stunde. Stunde um Stunde.

 

II.

Dunkel:

Wenn Du hinter mir stündest

und schweigend eine Hand

auf meine Schulter legtest,

wüsste ich,

sie würde mich nicht erdrücken.

 

III.

Doch:

Blick nach Vorn.

Blick ins Leere.

Blick ins Licht.

Stunde um Stunde. Stunde um Stunde. Stunde um Stunde.

 

 

 

 

 

Zwischenseelentäume

Veröffentlicht: Oktober 27, 2011 in Persönliches

Manchmal muss es doch Oswald sein.

Geruchsexplosion

Veröffentlicht: Oktober 5, 2011 in Persönliches

Knapp 300 km auf dem Rad, 300km die nach Raps rochen, ohne dass welcher wuchs.  Es roch nach moderigem Wasser, es roch nach frischem Herbstlaub. Der Morgennebel roch anders als der Sommersonnenschein im Oktober. Gedüngte Felder waren unstörend, Pferdeweiden nahm ich oft lange wahr, bevor ich die Tiere sah. In den Dörfern erkannte man, was gekocht wurde und dachte an das Früher. In Gärten dampften Grille, der eigene Schweiss beim nicht ganz beglosen Weg war natürlicher als der vorbeiziehende Kegelclub Kölnisch Wasser. Menschen machten das Geruchtsfeld kaputt – pafümierte Menschen. Wenn man endlich einmal wieder drei Tage draussen ist – denn wann ist man das schon? – stört das zivile des Alltags.

Zurück zu Hause, ohne Geruchssinn. Ich rieche nicht, was ich täglich rieche.

Zurück in (d/m)eine wattierte Weichspülerwelt.

Duschen, Geruch gegen Geruch tauschen und doch fremd riechen. Mein Bademantel ist nicht Natur aber „natürlich“. Erinnerungsgerüche sind intensiver als Fotos. Es ist gut, sich riechen zu können.

Man kann sich fortriechen…

… unpassend gekürzt und geschmeichelt. Ich wollte immer schon einmal erklären wie ich zu materiellen Verlusten und neuen Büchern komme. Jemand, der mich ganz subtil zu lenken vermag, nimmt sich gelegentlich die Zeit dafür, sich in mein Hirn einzunisten und ganz raffiniert meinen Amazon-Warenkorb zu bestücken: Ganz ohne Provision.

[…]

Er: Das ist vernünftig. Mal was anderes: Lies mal was von Dietmar Dath. Total abgefahren. Zum Beispiel: „Sämmtliche Gedichte“ (kein Tippfehler).

Ich: Ich kauf ja nur Nicht-Empfehlungen nach Cover, es ist also egal wie es aussieht.

Er: don’t judge a book by its cover *lalalala*

[…]

Er: Literatur ist keine Arbeit. Nie.

[…]

Er: go jeanie!!

go jeanie go jeanie go (wie Vanilla Eis in dem Turtles Soundtrack)

[…]

Ich: Jeanie muss sich kurz Tee kochen.

Er: Vorsicht! Wasser ist heiß.

Ich: 80 Grad, grüner Sencha, 2. Aufguss. Moooment!

Er: Mir ist dieses Getränk ein bissel zu aufwändig. Ich mag Apfelschorle. Fertig gemischt aus der Plastikflasche.

Ich: Ich nicht mehr. Inzwischen fang ich an, Genussgedanken zu entwickeln.

Er: Hupps. Ich sag es nicht gerne, aber das ist ein Zeichen von Alterung.

Ich: Ich bin ich alt :/

Er: Naja. Nicht so alt, dass es eklig wäre!

Ich: Noch nicht.

Er: Dauert bestimmt auch noch, bist du eklig wirst. Du siehst nach einer respektablen Halbwertszeit aus.

Ich: Weisste was ich auch noch erzählen wollte…

[Es folgen Andeutungen, die der Zensur unterliegen, inhaltlich wie menschlich]

Ich: Kontext: Steigende Geburtenrate.

Er: Was hast du nur für eine Wirkung auf Männer?

[…]

Er: Gottogott…. was ist, wenn mir das auch mal passiert? Wenn ich Dir verfalle? Und dir dann solche Dinge schreibe? Meine Güte!

Ich hätte Dir Dath natürlich auch erstmal ausleihen können, eigentlich.

Ich: Dann schreibst du lyrische Vollendungen und leidest ewig am Unausgesprochenen, was Dich total beflügelt, denn Leiden ist Leben.

[…] Quak, gute Bücher will man besitzen. Was Du gut findest, ist gut.

Er: Hm, ja, das sollten wir zum Weltprinzip erheben. Dass gut ist, was ich gut finde.

[…] Komm, dann regieren wir die Welt als criticus mundi und domina poetica. Das wäre was!

Ich: Immerhin werde ich mitbedacht… Immerhin.

[…] Mit Titel. Wunderbar.

Er: Bekommst sogar einen lateinischen Titel!

Ich: Wir verstehen uns!

Er: …und gestern Nacht, warst Du in meinem Kopf noch nur ancilla poetica. Das war schon eine deutliche Aufwertung. Aber frag mich jetzt nicht, wie ich drauf gekommen war, weiß ich nämlich nicht mehr…

Ich: Von Dienerin zu Herrscherin? Und das ohne, dass ich ein Wort Latein kann. Eher frage ich mich: Was tue ich gestern Nacht in Deinem Kopf?

Er: Weiß ich nicht mehr. Ich glaub, ich hab das Dath-Buch versucht zu verstehen und irgendwas darin hat so eine Assoziation ausgelöst. Bin mir aber nicht sicher.

Ich:  Ist es dick?

Er: Es sind so 280 Seiten. Ziemlich vollgedruckt, finde ich, aber dafür sind auch Gedichte zwischendrin. Ich hab zwei Tage gebraucht.

Ich: Du… hast auch keine Exzesse sozialen Lebens. Wobei: für gute Bücher schränke ich die auch ein.

Er: Ich hab einfach kein soziales Leben.

Danke. Ich kaufte es.

„Das Jahr 2000“

Veröffentlicht: Juni 23, 2011 in Persönliches
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lautete eine für mich eher wenig aussagekräftige Überschrift jener Mail, die mich heute früh in Hochstimmung versetzte. Meine Dienstadresse bekommt neuerdings dann und wann Spam und fast wollte ich diese Email auch dort sehen, bis ich registrierte, dass 2000 ganz schön vergangen ist und weder Hellseher noch Geldanleger mich damit würden locken wollen.

Also scanne ich den Absender im Hirn und weiss sofort, dass ich den Namen kenne. Weiss auch, dass es Bilddateien auf meiner Festplatte gibt, die gleichlautend sind, aber trotz des Betreffs glaube ich noch nicht an einen Zusammenhang. Weil es… einfach nicht in den Arbeitstag passen würde. Öffne die Email trotzdem und.. freue mich.

Es ist die Person, von der ich Bilder besitze. Es ist einer meiner frühesten Mailfreundschaften, eben vermutlich von 2000, das will ich dem Absender gern glauben, auch wenn ich meine eigenen alten Mails, die bestimmt noch existieren, wenn auch auf Disketten gespeichert von denen ich kaum wüsste, wie mein Laptop sie lesen sollte, gerade nicht zur Hand habe.

Ungeachtet des Inhalts und vernachlässigend, dass mir düster dämmert, dass der Kontakt sich nach einem einzigen etwas schief gelaufenen Treffen verflüchtigte, freue ich mich sehr, dass jemand (Google sei dank) meine Adresse herausfand und sich meldete.

Bisher dachte ich immer, ich sei die einzige, die auch uralte oder vermeintliche belanglose Kontakte nostalgisch nicht aus dem Gedächtnis bekommt und akribisch darauf bedacht ist, Mails, die mich einmal beschäftigten, zu bewahren – auch wenn es „nur“ Mails sind.

Ich freue mich sehr, dass ich nach 10 Jahren noch nicht ganz ausgelöscht war in den Erinnerungen anderer..

Das Wollen verkümmert.

Veröffentlicht: Mai 5, 2011 in Persönliches
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„Du schaffst das!“ Ja, vermutlich.

„Du kannst das!“ Klar, ich weiss schließlich, was ich kann.

„Du machst das schon.“ Sicher, wenn ich es denn mache.

Es zeigt sich, dass zumeist nicht das Schaffen, Können oder Machen elementare Probleme darstellen, sondern vor allem das Wollen, wie Mademoiselle mir eifrig bestätigte. „Wir müssen mehr wollen!“, sagte sie. Will man nur wirklich, dann geht so vieles. Mögen genügt nicht, wünschen, denken und hoffen reichen oft nicht aus, Wollen ist notwendig. Aber wer will schon kompromißlos etwas. Es ist selten, es geht so oft auch ohne.

Hätten wir bloß häufiger einen starken Willen, zielgerichtet auf ein Begehren, müssten wir uns viel seltener dem nicht immer geschätzten Zufall hingeben. Möglich, dass Schopenhauer bedacht hat was er meinte, als er sagte:  „Alles Wollen entspringt aus Bedürfnis, also aus Mangel, also aus Leiden. “

Solange es uns (zu) gut geht, wollen wir einfach nicht genug. Es bleibt die Frage:

„Was willst Du überhaupt!?“

Optimierte Auslastung?

Veröffentlicht: April 4, 2011 in Persönliches
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Gibt es eigentlich optimierte Auslastung? Ich meine damit keine Blümchenwelt des ewigen Glücks, ein paar Höhen und Tiefen darf es haben, aber nicht zu viele. Ein Gleichgewicht eben, innerhalb einer „Phase“.

Mein Gefühlt sagt: Man neigt entweder zu Überforderung oder wird unterfordert. Ich bin unschlüssig, welche Variante destruktiver ist, aber destruktiv sind in der Folge schliesslich beide.

Überforderung steigert Produktivität mitunter kurzfristig, ist jedoch zeitlich begrenzt haltbar und findet meist ein plötzliches Ende.

Unterfordert zermürbt schleichend, kratzt Schicht für Schicht weg, bis die Nerven genauso blank liegen wie nach heftiger Überforderung.

Der Übergang vom ersten zum zweiten gestaltet sich wie ein tiefes, schwarzes Loch. Von 100 auf 0 geworfen zu werden ist der Tod des Adrenalinspiegels und mit ihm stirbt die Schaffenskraft.

Der Übergang vom zweiten zum ersten lähmt, denn wer lange in der Trägheit wohnte, wird die Flexibilität des raschen Umzugs verloren haben.

In Erinnerung an Dublin.

Veröffentlicht: März 23, 2011 in Persönliches
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In Erinnerung an Menschen.

Nach wie vor erinnere ich mich nicht genau, in welchem Jahr ich nach Dublin flog, ich könnte es nachschauen, aber es spielt doch kaum eine Rolle, ob es 2001 oder 2002 war. Es war mein erster Flug, das erste Mal, dass ich ein Land über den Luftweg verliess, eins der wenigen Male, dass ich das Land verliess, zu jener Zeit.

Auf dieser Reise führte ich ein „Tagebuch“, in dem ich nun gern blättern würde, doch das ist leider nicht möglich. Ich verschenkte es damals – mit Bedacht.

Die Entscheidung für die Studienreise vor dem Abitur fällte der Lehrer, der in unserem Englisch-Kurs (kaum zu glauben, dass ich einmal glaubte, Englisch und ich könnten Freunde werden) seine letzte Verwirklichung vor seiner Pension sah. So sehr wir über ihn lästerten, so ein guter Mensch war er auch, der uns keine Klausur zu schwer gestaltete und Wissen anbot, ohne zu dozieren. Wir sollten also sündhaft teuer nach Dublin reisen und er setze zu seiner Bequemlichkeit eine Flugreise durch. Dublin, seine Stadt der Städte. Bis zum vergangenen Wochenende waren die meisten Erinnerungen an diese Fahrt wie weggeblasen, aber nach und nach kamen sie zurück. Es wurde eine Reise aus dem Bilderbuch, mit Aktivitäten, die für junge Abiturienten zu attraktiv erschienen, es wurde seine Reise. Leider verstarb er wenige Tage vor Reisebeginn und wir mussten die Fahrt getrübter Stimmung allein antreten, kein anderer Lehrer konnte würdiger Ersatz sein.

Was in Dublin geschah, war für mich zweitrangig, denn an vieles entsinne ich mich nur schemenhaft. Wäre ich nicht dieses Wochenende durch die Stadt gelaufen und hätte mich erinnert gefühlt, beim Anblick des Trinity Colleges und des Book of Kelts, beim Rugbyspiel der Collegemannschaft, beim Flanieren durch die Strassen mit ihren hübschen Türen, beim überqueren der Brücken – ich hätte kaum gewusst, was ich damals gesehen habe. Ein Gefängnis, die Jameson Destille, einen Park mit Shakespeare-Aufführungen und Temple-Bar, die ich allerdings optisch nicht erinnerte, nicht einmal als ich mittendrin stand. So war Dublin damals und so war es jetzt. Anders war lediglich, dass ich aufgehört habe, über meine Reiseerlebnisse Tagebuch zu führen;  nur einige wenige Postkarten fanden einen Weg aus dem Land. Es gibt keinen Adressaten mehr, dem ich durch das Wort so nah sein wollte. Vielleicht gibt es sogar Adressaten die es verdienten, bei denen ich es wollte, doch keinen, bei dem ich meine Worte so gut aufgehoben geahnt hätte wie damals, keinen, von dem ich das Gefühl gehabt hätte, er würde es würdigen, wenn ich Seite um Seite in ruckeligen Bussen beschmiere, allein um des Gefühls willen, ihm in Gedankennähe zu kommen.

Das Internet war noch kein alltägliches Medium vor 10 Jahren, aber durchaus in Benutzung; es war jene Zeit, in der wir uns noch nicht zwischen Briefen und Emails entscheiden konnten, weil jedes Abrufen der virtuellen Post Geld kostete und die Suchtgefahr, sich ständig einzuwählen zu groß war im Hinblick auf die Geldbeutelbelastung. Unser schäbiges Hostel hatte bereits einen internetfähigen Rechner und Abend für Abend fütterte ich ihn mit Münzen, um die Worte des Adressaten lesen zu können. Es verging kein Tag ohne, ich hätte schon damals – wenn auch aus anderen Gründen – nur mit Mühe den Blick vom Emailpostfach abwenden können.

Als ich dieses Wochenende in Dublin war, war vieles meinem letzten Besuch ähnlich. Das Publeben blieb und wuchs in den Vordergrund, das Gefühl der Entspannung, die fremde Städte ausstrahlen, weil man auf Menschen trifft, die keine Alltagssorgen mit einem teilen, bereitete sich wie erhofft aus. Einst lernte ich Weltenbummler im Hostel kennen (oh, wie spannend diese Welt für mich war! Argentinier und Spanier hatte ich, frisch volljährig, bestimmt nie zuvor getroffen!), nun fühlte ich mich im Pub – nicht immer ohne Geringschätzung – wie beim Speeddating unter Norwegern und Finnen, Amerikanern, Iren, Deutschen, Spaniern und anderen, durchaus netten Unbekannten, so kurz waren die Zeiten, in denen man mit zwei Mädels allein bei Livemusik herumstehen konnte.  Beide Male hatte ich viel Spass, ohne Frage.

Die Erinnerung an Damals liess sich im Jetzt nicht ganz ausschalten. Was wohl aus meinem „Dublintagebuch“ geworden ist? Vermutlich hat dieses Heftlein voller Briefe und Notizen, voller Belanglosigkeiten und tiefen, emotionalen Aussprüchen kein gutes Schicksal ereilt. Es könnte im Altpapier gelandet sein oder einem der zahlreichen Umzüge zum Opfer gefallen sein, vielleicht ist es auch in Rauch aufgegangen.

Nicht, dass ich es allzusehr vermisst hätte… aber die Vergänglichkeit des Papiers, die Ernüchterung, dass auch die Sicherheit, sich an den rechten Adressaten zu wenden, vergänglich ist, hat mich diesmal davon abgehalten, mehr zu schreiben als ein halbes Dutzend knapper Postkarten. Der Austausch fehlt mir. Die Tatsache, dass Personen kommen und gehen, habe ich akzeptiert, aber die Erinnerung bleibt. Ich erinnere mich, dass ich mich einst in Dublin so gern an diesen Menschen erinnert habe, dass nur Worte meine Gedanken milderten. Das ist so lange her.

Fuck U or: People can be so disappointing.

Veröffentlicht: März 22, 2011 in Es missfällt mir., Musik, Persönliches
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Ich spreche zu mir:

Es ist warm in meiner Wohnung, ich trinke grünen Tee mit Kaktusfeige (ja, inzwischen echten, da habe ich in den letzten sieben Jahren durchaus Fortschritte gemacht), trage einen gemütlichen Fleece, es läuft mir sehr vertraute Musik und ich lungere auf meinem Sofa. Ein Krimi wartet auf mich oder Johnson, je nachdem, was der verschnupfte Kopf noch aufnimmt. Ich habe sehr lange gearbeitet und genauso viel erledigen können – ich bin mit meinem Tagewerk zufrieden, fühle mich ausgelastet, angenehm erschöpft, nicht gestresst. Die Mittagspause verbrachte ich in guter Gesellschaft und ich weiss, dass mir auch morgen vertraute Personen zur Seite stehen. Im Briefkasten lag eine Postkarte; eine kleine Sache mit enormer Wirkung. Eine Freundin dankte für meine Begleitung und ich bin ein wenig gerührt von der Alltagsferne dieser Geste. Der neue Schal, der meinen kratzenden Hals wärmt, gefällt mir. Ein bisschen wehmütig bin ich darüber, dass ich nicht ins Schwimmbad konnte, aber ich weiss inzwischen, dass es nicht die letzte Gelegenheit war. Zudem weiss ich, dass auch morgen wieder viel Arbeit auf mich wartet und eine Erkältung gerade sehr ungünstig ist, aber ich bin guter Dinge und ungewöhnlich motiviert bezüglich der anstehenden Aufgaben. Vielleicht schaue ich noch ein bisschen von dem gestern abgebrochenen Tatort, vielleicht auch nicht. Ich weiss, dass mein Telefon noch klingeln und eine Redeschwall mich überfallen wird. Walkers-Chips, die ich auf dem Flug zu mampfen vergass, könnten mir den Abend mit Erinnerungen an ein gutes Wochenende spicken.

Auf zwei, drei Dinge ist zu warten, aber die hetzen mich gedanklich nicht, die Situation lässt zu, auf meinem Sofa zu sitzen, und sich zu fragen:

Warum um alles in der Welt konnte ich mich mit dieser wunderbaren Alltagswelt nicht häufiger zufrieden geben? Man braucht nicht jede Facette des Internets und man braucht schon gar nicht jeden Menschen darin. Ich hoffe mich an die richtige Stelle zu wenden, wenn ich (auch) zu mir selbst spreche, den Browser nun schliesse und mich dem widme, was mir treu zur Seite steht: Echtes Papier und echte Freunde.

Soziophobie ist in gewisser Weise eben doch eine Lösung, bestenfalls höre ich mal auf mich selbst bei so klugen Ratschlägen.

Ich spreche zu Dir:

(Weil es so harmonisch klingt und ich auch mal vulgär sein möchte!)