Mit ‘Bücher’ getaggte Beiträge

Einige Monate lang habe ich nun zahllose Blog gelesen, abonniert und doch wieder aus meinem Reader geworfen. Zumeist ging es mir mit Literatur-Blogs, sogenannten, eher selbsternannten, so. Ich glaube, ich verstehe dieses Medium einfach nicht, in dem sich überwiegend Frauen zu tummeln scheinen, die ihren Schreibstil seit dem Lesen von Jugendzeitschriften kaum verändert habe und damit so spannend zu lesen sind wie Strickanleitungen. Immer das selbe Prinzip. Ein Zitat, der Klappentext und zwei  Sätze „eigene Meinung“.

Freitags-Füller oder Wochenrückblicke tauchen überall auf, gern auch mal Hinweise zur Wohnungsdekoration oder Kochrezepten. Gewinnspiele für gebrauchte oder ungeliebte Bücher, Wichteleien und andere Wunschzettelschenkereien, die ich sonst nur aus Foren kenne, haben längst Einzug gehalten. Will ich das lesen? Nein. Um es nochmal deutlich zu sagen, ich habe nichts gegen Hobbyschreiberlinge unterschiedlichster Facetten; ich bin nur enttäuscht über selbst bezeichnete (oder: selbstüberschätzte) Literaturkritikblogs (nochmal langsam: Literatur + Kritik + Blog!), die kaum mehr als eine Sternchenverteilung zu Stande bringen, wo selbst eigene Leseeindrücke viel spannender wären. Wenn ich dann meinen Feedreader öffne und mich über neue Einträge freue, bin ich doch nur enttäuscht, stellen sie sich als Erinnerungen zum Osterwichteln oder zum Weihnachtsbasteln heraus, alles natürlich ein Quartal vorm Termin, um noch einige Male erinnern zu können.

Eigentlich finde ich es undramatisch, gemischte Inhalte vorzufinden, wenn ich nicht diese immer wiederkehrenden Muster vorfände, die mich leider nicht interessieren. „Wie hat es euch gefallen?“, „Erzählt mir, was ihr davon denkt!“ oder „Eure Meinung interessiert mich.“ zieht bei mir kaum noch als ehrliche Aufforderung, sondern vielmehr als Kommentarhascherei. Doch was will ich mit Kommentaren von Menschen, die nichts zu sagen haben? Dass die Nichtszusagenhaber trotzdem posten wundert nicht, denn jeder Kommentar ist die potenzielle Möglichkeit neuer Klicks und Klicker auf dem eigenen Blog. Schiebt man sich die Leser also nur untereinander zu? Anscheinend, denn alle haben gar nicht so schlechte Zufriffszahlen und eine Reihe Links in ihrem Blogroll.

Ich verstehe es nicht. Es gab nur wenige, eine handvoll vielleicht, für mich guter Blogs, sprich Blogs, die mich zu Kaufentscheidungen brachten oder von eben jenen abhielten oder zumindest dafür sorgten, dass ich etwas herumklickte und mich über einen Autoren informieren wollte. Denen und ihrer filigranen Arbeit danke ich, vor allem dafür, dass sie den Leser an (subjektiven) aber nachvollziehbaren Meinungen und Erfahrungen teilhaben lassen. Das hilft mir am meisten. Über Empfehlungen zu solchen Seiten bin ich stets erfreut.

… unpassend gekürzt und geschmeichelt. Ich wollte immer schon einmal erklären wie ich zu materiellen Verlusten und neuen Büchern komme. Jemand, der mich ganz subtil zu lenken vermag, nimmt sich gelegentlich die Zeit dafür, sich in mein Hirn einzunisten und ganz raffiniert meinen Amazon-Warenkorb zu bestücken: Ganz ohne Provision.

[…]

Er: Das ist vernünftig. Mal was anderes: Lies mal was von Dietmar Dath. Total abgefahren. Zum Beispiel: „Sämmtliche Gedichte“ (kein Tippfehler).

Ich: Ich kauf ja nur Nicht-Empfehlungen nach Cover, es ist also egal wie es aussieht.

Er: don’t judge a book by its cover *lalalala*

[…]

Er: Literatur ist keine Arbeit. Nie.

[…]

Er: go jeanie!!

go jeanie go jeanie go (wie Vanilla Eis in dem Turtles Soundtrack)

[…]

Ich: Jeanie muss sich kurz Tee kochen.

Er: Vorsicht! Wasser ist heiß.

Ich: 80 Grad, grüner Sencha, 2. Aufguss. Moooment!

Er: Mir ist dieses Getränk ein bissel zu aufwändig. Ich mag Apfelschorle. Fertig gemischt aus der Plastikflasche.

Ich: Ich nicht mehr. Inzwischen fang ich an, Genussgedanken zu entwickeln.

Er: Hupps. Ich sag es nicht gerne, aber das ist ein Zeichen von Alterung.

Ich: Ich bin ich alt :/

Er: Naja. Nicht so alt, dass es eklig wäre!

Ich: Noch nicht.

Er: Dauert bestimmt auch noch, bist du eklig wirst. Du siehst nach einer respektablen Halbwertszeit aus.

Ich: Weisste was ich auch noch erzählen wollte…

[Es folgen Andeutungen, die der Zensur unterliegen, inhaltlich wie menschlich]

Ich: Kontext: Steigende Geburtenrate.

Er: Was hast du nur für eine Wirkung auf Männer?

[…]

Er: Gottogott…. was ist, wenn mir das auch mal passiert? Wenn ich Dir verfalle? Und dir dann solche Dinge schreibe? Meine Güte!

Ich hätte Dir Dath natürlich auch erstmal ausleihen können, eigentlich.

Ich: Dann schreibst du lyrische Vollendungen und leidest ewig am Unausgesprochenen, was Dich total beflügelt, denn Leiden ist Leben.

[…] Quak, gute Bücher will man besitzen. Was Du gut findest, ist gut.

Er: Hm, ja, das sollten wir zum Weltprinzip erheben. Dass gut ist, was ich gut finde.

[…] Komm, dann regieren wir die Welt als criticus mundi und domina poetica. Das wäre was!

Ich: Immerhin werde ich mitbedacht… Immerhin.

[…] Mit Titel. Wunderbar.

Er: Bekommst sogar einen lateinischen Titel!

Ich: Wir verstehen uns!

Er: …und gestern Nacht, warst Du in meinem Kopf noch nur ancilla poetica. Das war schon eine deutliche Aufwertung. Aber frag mich jetzt nicht, wie ich drauf gekommen war, weiß ich nämlich nicht mehr…

Ich: Von Dienerin zu Herrscherin? Und das ohne, dass ich ein Wort Latein kann. Eher frage ich mich: Was tue ich gestern Nacht in Deinem Kopf?

Er: Weiß ich nicht mehr. Ich glaub, ich hab das Dath-Buch versucht zu verstehen und irgendwas darin hat so eine Assoziation ausgelöst. Bin mir aber nicht sicher.

Ich:  Ist es dick?

Er: Es sind so 280 Seiten. Ziemlich vollgedruckt, finde ich, aber dafür sind auch Gedichte zwischendrin. Ich hab zwei Tage gebraucht.

Ich: Du… hast auch keine Exzesse sozialen Lebens. Wobei: für gute Bücher schränke ich die auch ein.

Er: Ich hab einfach kein soziales Leben.

Danke. Ich kaufte es.

Ein netter Mensch ist in irgendeiner Stadt, in der es Hindufeste gibt. Weit weg also. Wo er ist, spielt eigentlich keine Rolle, denn dass er im Internet ist, zeigt, dass er der Zivilisation ein Schritt näher gekommen ist als die vergangenen Tage oder vielmehr Wochen. Es ist natürlich eine Freude, dass er bald zurück in die Gegend kommt, die zumindest ich Heimat nenne – aber auch ein Appell.

Andererseits zeigt mir diese Rückkehr das funktionieren meiner Instinkte und des Gewissens. Schon bevor er fuhr, habe ich mich damit geplagt, ein bedachtes Geschenk nicht gelesen zu haben, obwohl ich schon ein paar Monate dazu gehabt hätte. Statt mich mit klassischer Literatur zu bilden, las ich Krimis und Thriller, was natürlich auch Freude bereitete aber in mancherlei Hinsicht mein Banausentum verstärkte. Vor drei Tagen hatte ich im Gefühl, dass es doch schön wäre, das Geschenk vor seiner Rückkehr gelesen zu haben und nahm es aus dem Regal, wo es brav mit der Markierung für Ungelesen, die ich mir inzwischen versuche zu machen um nicht zu vergessen, dass ich noch zu lesende Bücher habe statt ständig neue zu kaufen, stand, um diesem Vorhaben nachzukommen. Nun liegt es immerhin -angelesen- auf meinem Nachtisch, aber der Weltenbummler scheint ein wenig schneller zu sein, als mein unkalendarisches Zeitgefühl.

Bis zum Wortduell bei einer Flasche Wein versuche ich zu wissen, wovon zu sprechen sein wird! Vielleicht lese ich dann auch manche Trivialliteratur wieder mit anderen Augen.

Henry David Thoreau

Henry David Thoreau