Nachdem ich nun mit einiger Begeisterung das eine oder andere Buch von Helmut Krausser gelesen hatte, hielt ich es für angemessen, zu dessen Anfängen zurück zu gehen und zu schauen, was ihn bekannt(er) gemacht hat.
Es erging mir wie so oft, wenn ich Großes erwarte. Obszön wird es beschrieben, vulgär, das erste Kapitel titelt irgend etwas von „Kampfmösen“. Na, meinetwegen. Möglich, dass ich 1992 ziemlich geschockt gewesen wäre, leider berührt mich heute die Geschichte des Obdachlosen mit dem sprechenden Namen Hagen Trinker gar nicht mehr. München, wo die meiste Handlung spielt, ist mir nicht bekannt, ich kann mir vorstellen, dass es interessant wäre, den Protagonisten durch vertraute Milieus zu begleiten.
Eigentlich klingt alles ganz gut: es geht um Hagen, der sich in eine Ausreißerin verliebt, es geht um deren Umfeld, einen minderjährigen Jungen mit Idealen und viel Loslösung von Konventionen.
Trotzdem habe ich mehr erwartet und „Fette Welt“ schaffte es nicht über den Status eines Frühstücksbuches hinaus. Jeden Tag ein paar Seiten lesen, schamlos Nutellaflecken auf Seiten schmutziger Deflorationsbeschreibungen verteilen und mangelnde Spannung erfahren, die nicht motivierte, das Buch vom Küchentisch zu entfernen.
Manchmal war es vielleicht ein wenig ekelig, manchmal übte es ein bisschen Kritik und manchmal berührte es Fragen der Menschheit: aber nichts davon sickerte wirklich zu mir durch, blieb alles nur fader Beigeschmack. Vielleicht lohnt es, sich Jürgen Vogel als Hagen Trinker anzusehen, statt sein Geplapper zu lesen.