Mit ‘Jan Arnald’ getaggte Beiträge

Nicht andersherum. Dahl, gut bekannt, längst, die Krimireihe, geschätzt, verfolgt.

Wohl gewusst, dass Dahl das Pseudonym ist, aber mich nie damit befasst, wer eigentlich Jan Arnald ist. Nicht geahnt habe ich, dass er mir lieber werden würde.

Über „Maria und Artur“ kann ich wenig sagen; beide schwedischen Dichter sind mir unbekannt, aber wie sie mir im Buch präsentiert werden, waren sie mir sehr nah.

50 gemeinsame Jahre beschreibt das Buch, auch die Zeit davor und danach um zu zeigen, wie das eigentümliche Schriftstellerpaar sich findet, entwickelt und den anderen ziehen lassen muss. Arnald gelingt es in ansprechend sachlichen Worten ohne Schnörkel eine Beziehung der beiden aufzuzeigen, die trotz aller Tiefen und Enttäuschungen kaum wundervoller sein könnte. Jahrzehnte des Reisens, der Flucht vor dem anderen, Jahrzehnte voller beflügelnder Affären und noch beflügelnderer Liebhabereien, Verliebtseinsphasen und Phasen des intensiven Austauschs mit anderen führten stets dazu, zu erkennen, wo der Heimathafen ist, wo die Sicherheit wartet. Zwei Menschen, die sich höchstens durch ihre Freiheit einschränkten, die sich unendlich liebten und sich stets losliessen, werden dem Leser von Jan Arnald vorgestellt. Wenn ich auch im ersten Drittel noch dachte, ob das metaphernreiche Buch mit seiner stringenten Erzählung zweier Leben mir gefallen könnte, hat es mich in der Mitte überzeugt, nicht zuletzt, weil beide Autoren mitreissende Erlebnisse hatten, um mich zum Schluss, und das ist das beste Zeichen, auf den letzten 10, 15 Seiten mit einer Gänsehaut zurückzulassen. Sie altern. „Sie altern in einer Form von Chaos. Aber dieses Chaos hat dennoch Leben in sich. Sie kommen sich näher. Sie leben in der Klaustrophobie des anderen. Es ist wahnsinnig. Und es ist schön. Es hat eine eigene grausige, erschreckende Schönheit.“ (S. 283)

Ich habe eigentlich kein Interesse an Biographien. Ich habe eigentlich kein Interesse an Liebesgeschichten. Doch uneigentlich ist dieses Buch eine große Bereicherung gewesen.

Jan Arnald: Maria und Artur. Roman einer Schriftstellerliebe. Pieper. München,  2008.

Eine Geschichte über die Liebe zweier Schriftsteller, die selbst ein großer Wortkünstler zu Papier bringt. Noch sind sie sich nicht begegnet, der junge Dichter in den frühen Zwanzigern hat aber, auch wenn es nicht ewig anhält, etwas faszinierendes gefunden: eine Muse. Und mit ihr schreibt Jan Arnald in „Maria und Artur – Roman einer Schriftstellerliebe“ wunderbare Sätze über Arthur, der erste Erfolge in Paris (ganz ohne Klischees) auszukosten versucht, wo er Besuch einer Dame empfängt, zu der der innige Kontakt bisweilen zumeist schriftlicher Natur war.

„Für Stina/Mimi/Sara [alles Kosenamen der gleichen Person] sind die Tage aus einem anderen Stoff als aus Zeit gemacht. Nichts ist wirklich. Sie ist auf der Flucht vor ihrem Ehemann, dem Oberarzt, und vor ihrem bürgerlichen norrländischen Leben. Sie stirbt in diesem Leben, sie ertrinkt in kleinen Unerträglichkeiten, Gesellschaftsmikroben, diesem System, das >>zu Hause<< heißt. Doch jetzt ist sie auf der Flucht, eher als auf der Jagd, und sie ist sich selbst eine völlig Fremde.

Ihm geht es nicht anders. Sie sind Wortmenschen, und beide pendeln zwischen der hochintelletuellen Betrachtung und der impulsiven Gefühlswallung. Das Problem ist, dass ihre Pendel niemals im selben Takt zueinander finden. Sie schwingen aneinander vorbei.“

„Das Wortlose ist ein eitler Traum.  Im Traum erbauen sie ein kleines Universum, das sich von dem anderen unterscheidet, dem gewöhnlichen. Seine Hände sprechen, ihr Empfangen ist ihre Rede.

Sie haben im Park nie ein gesprochenes Wort gehört. Nicht einmal der Parkwächter spricht, der um elf Uhr kommt und Illusion um Illusion zerstört und Seele um Seele zurück wirft in die herbe Wirklichkeit.“