„Am Wochenende verkehre ich in der Regel mit niemandem. Ich bleibe zu Hause, räume ein wenig auf, kultiviere eine kleine Depression.“
Schon bei diesem Satz, der mir ausgesprochen sympathisch war, hätte ich ahnen können, was auf mich zukommt. Nachdem ich Elementarteilchen zugangslos bei Seite legte, dachte ich, so eine kurze Erzählung wäre eine gute Gelegenheit, dem Autoren abermals eine Chance einzuräumen, zumal mit einem Büchlein, was seinerzeit preis- und skandalträchtig war.
Lange las ich kein Buch mehr in unter zwei Stunden und ich hege den Verdacht, einzelne Passagen mit dem Auge gerafft zu haben, was schade ist, beherbergt es doch einige sprachliche Höhepunkte einfacher, klarer aber eloquenter Sprache. Mein Lesen ist abgebrüht genug um von der Aufforderung zum Lustmord nach gut hundert Seiten keineswegs geschockt zu sein, aber kurz überlegte ich, ob das einmal Punkt des Anstosses war.
Bis zu dieser Wendung hat mir das Lesen durchaus Freude bereitet, weil es mir meist Freude bereitet, semi-gescheiterte Existenzen an der Welt kranken zu sehen während sie noch ganz gut funktionieren. Wie weit das Scheitern bereits gediehen war, wurde mir erst im letzten Drittel bewusst. Nachdem man heute allerorts über Depressionen liest, habe ich die bildlich bis verständlichen Beschreibung des Fühlens des namenlosen Protagonisten leider zu wenig gewürdigt; Houellebecq lässt bedauerlicherweise sprachlich zu, im Schweinsgalopp durch die Seiten zu preschen.
Bestimmt ein Buch, was seiner Zeit voraus war und durchaus auch heute noch ein anständiges Stück Literatur, das trotz ihrer eigentlichen Schwere „mal schnell“ konsumiert ist. Es ist auch kein „Männerbuch“, wie ich zunächst dachte, es ist, auch wenn ich das beim Lesen noch nicht wusste, eine lesenswerte, kurze Geschichte über einen belanglosen Menschen in einer noch belangloseren Gesellschaft. Es hat mir gefallen.