ausgelesen: Fables 01-04.
Alles begann mit Fables – „Legends in Exile“. Allein wäre ich niemals auf die Idee gekommen, mich Comics zu widmen, jenem Teufelszeug, welches ich mit jugendlichen Exfreunden verbinde, die ihr spärliches Geld lieber in Hochglanzausgaben steckten, die nur mit Samsthandschuhen aus der Plastikschutzhülle geholt werden durften, als ich den Benzintank. Mit Comics verband ich nichts Gutes.
Comics? Ich? Niemals. Dachte ich. Klar, so ein Lustiges Taschenbuch, dagegen habe ich nichts, ich besitze bloß keine, und wenn ich in einer Arztpraxis die Wahl habe, blätter ich auch lieber in der Mickey Mouse als im Stern.
-> kurzer Exkurs: Auf der Homepage des Lustigen Taschenbuches preist man ein Stipendium zum Studieren an. Ist das ein Hinweis auf die Lesergruppe?! Laufende Nummer 409 zeugt von einer angenehmen Kontinuität. Ich mag sowas.
Fables also, eine (wer weiss, wie ernst gemeinte) Empfehlung meines Scheinghettoianers, der ich gern nachging. Erst zögerlich nur den ersten Band erstehend, versehentlich auf Englisch und doch zumindest nicht abgeschreckt genug, weitere zu bestellen. Ein bisschen Bildung in englischer Umgangssprache schadet nicht, dachte ich mir und nahm den Preisvorteil gern entgegen.
Gerade im ersten Band musste ich an mir selbst beobachten, wie textfixiert ich lese. Gewohnheit. Die Bilder wurden – zu Unrecht- stiefmütterlich behandelt. Immer wieder war ich mir nicht sicher, ob ich die Handlung richtig erfasste, bis ich lernte, meine Augen auch auf das bildliche Verstehen zu lenken. Man muss sich daran gewöhnen. Die erste Begeisterung kam auf, als ich merkte, wie spannend manche Figuren meiner Kindheit im modernen Plot umgesetzt sind. „Snow White“ war meine erste Faszination. Wird beschuldigt mit 7 Zwergen geschlafen zu haben? Ass vom Apfel? Soso, es ist also das gleiche Wort im Englischen. Wie das wohl die Übersetzung gelöst hätte, diesen Doppelcharakter zu benennen?
Der zweite Band, „Animal Farm“, befasste sich mit aufständischen Schweinen (Schweinegeschichten waren schon als Kind nicht mein Interesse, ich spielte lieber mit den echten Tieren) und war für mich mitunter weniger spannend, auch wenn es mir immer wieder ein Schmunzeln entlockte, wenn ich am Bidrand mir durchaus bekannte Figuren traf. Kleine Figuren. Mäusepolizei oder Elfen, das kann Fables alles mischen.
Band 3 nennt sich „Story Book Love“ aber so schlimm, wie es anmutet, war es zum Glück nicht. Mehrere Geschichten bildeten wieder ein ganzes, und so langsam merkt man, welche Figuren die Handlung durch die einzelnen Bände tragen.
Band 4, „March od the Wooden Soldiers“, war mir von der Handlung her etwas zu „kämpferisch“, was aber dem Medium wohl angemessen ist. Ein vermeintliches Rotkäppchen (oder wer man Red Riding Hood sein?) entpuppt sich als Gretel, aber o spannender ist die Umsetzung Baba Yagas, die ich zugegeben erst einmal nachlesen musste. Im Fables die Vereinigung aller namemlosen Hexen. Nie zuvor habe ich daran gedacht, dass Hexen in Märchen nie Namen haben, aber… es mag stimmen.
Das Medium Comic wird meine Bücherleidenschaft vermutlich nicht ablösen, aber ich gebe zu, dass die mediale Umsetzung unterschiedlicher Märchen- oder Fabelwesen (genauso Leenden, Serien und Kinderhelden) aus verschiedensten Kulturkreisen extrem anregend ist. Nicht zuletzt eine Mischung aus kindlicher Nostalgie und postmoderner Handlung sorgen dafür, dass ich einmal mehr meine Vorurteile über „Bilderbücher“ etwas überarbeiten muss.
Nun frage ich mich, wie vielfältig die Fabelwelt sein kann, damit auch 50 Bände später genug Personen (Figuren) übrig bleiben? Einige sind bereits gestorben. Fables ist ein guter Test zu überprüfen, wie gut die kindliche Märchenbildung die Jahre überdauerte. Aber ob ich es weiter verfolge, weiss ich nicht. Für diesen kulturellen Umweg bin ich zumindest dankbar.