Daniel Kehlmanns „Ruhm“ lockt mit einem Titel, der nicht in engster Verbindung zum Buche steht. Ein Roman mag es sein, doch der Untertitel „9 Geschichten“ trifft es besser, denn das romantypische Verhalten mehr oder minder stringenter Handlung bleibt verlustig. Auch die Länge – oder besser gesagt Kürze – von 200 Seiten lädt vornehmlich zum kurzweiligen Verweilen ein. Jede einzelne Geschichte ist gut und gern, angenehm fürwahr, in der Bahn oder beim Frühstück konsumierbar.
Die neun Geschichten sind einzeln lesbar und hängen doch dann (gar ständig? unaufdringlich zudem) und wann ein wenig zusammen. Mal am seidenen Faden, mal durch gemeinsame Nebenfiguren, aber manchmal eben auch durch das wiederholte Erscheinen ganz zentraler Figuren. Dem fehlt eine kleine Prise Phantasie und gekonnt aufgedeckte Konstruktion nicht.
„Ruhm“ lässt sich schwer in Worte fassen, obgleich jede der neun Geschichten problemlos und für sich nacherzählbar wäre. Der Reiz des Büchleins liegt allerdings dazwischen, im Ungesagten, im Vergleich der Figuren zwischen den Geschichten. Der Aspekt der Romankonstruktion ist brilliant gelöst zu Gunsten der Lesefreude des Lesers, der immer wieder in den Genuss kommt, Versatzstücke zu erkennen – als sei er der Künstler und nicht der Autor.
Ein perfektes Büchlein für Zwischendurch. Ganz sicher kein Epochenwerk, aber ein junger, erfrischender Versuch der etwas anderen Erzählweise. Uneingeschränkt empfehlbar, denn es hat mir viel Freude bereitet. Themen um Technik, Handy und Computer ergänzen sich mit Liebelei, Angst, Einsamkeit – Modernes und Zeitloses finden zusammen.
Daniel Kehlmann
Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten.
Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2009