beginnt mit Reisefrust. Sofern Frankfurt das Schneetreiben heute bezwingt, und ich in einem überfüllten Zug, in welchem es keine Sitzplätze mehr gibt, jemals ankomme, möchte ich morgen 30 Grad Temperaturdifferenz spüren und Sterne sehen:
Weihnachten riecht nach Lilien. Also kann ich den Jahresrückblick gern auch eine Woche verfrüht angehen. Dinge verändern sich. Oder auch nicht.
In diesem Jahr fällt mir sowohl mein eigener als auch der Jahresrückblick schwer, der andere betrifft. Offenbar hat mich das zunehmende Alter langsam eingeholt, denn ich denke plötzlich so Dinge, wie, dass ein Jahr verfliegt, ohne nennenswerte Spuren zu hinterlassen. Dem Jahr wird das natürlich nicht gerecht, denn natürlich gab es zahlreiche Ereignisse, die positiv (oder negativ, jedenfalls: bedenkenswert) waren, wenngleich sie sich auf kurze Momente oder Erlebnisse oder graue Haare bezogen.
Wenn ich meine Fotoalben dieses Jahres durchblättere, sehe ich, dass ich phantastische Partys gefeiert habe, bessere denn je (man muss offenbar erst 30 werden, um damit zu beginnen). Momente, in denen mein Gesicht vor Glück oder Sekt oder beidem strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Vielen Dank all denen, die diese wundervollen Nächte mit mir verbracht haben.
Wenn ich mir jedoch fürs kommende Jahr etwas wünschen darf, dann möchte ich gern neben all diesen euphorischen Momenten ein bisschen mehr Austausch, ein bisschen mehr Input, ein wenig mehr gefordert werden: trinken kann ich schon und tanzen lerne ich nun. Wenn das nicht klappt, suche ich mir im Stile der Bedürfnistrennung eben eine kulturelle Beziehung, aber eigentlich ist ein Großteil meines Umfeldes nicht nur schön, sondern auch klug, so dass ich hoffe, wir finden wieder ein wenig häufiger zu Ausflügen, Reisen, Theater oder Museen oder dergleichen zusammen: Es fehlt mir etwas. Vielleicht fehlt es auch nur an eigener Umsetzung oder Toleranz und nicht nur an Möglichkeiten, ich werde das analysieren.
Persönlich möchte ich einigen dafür danken, dass sie meinen beschwingten bis resignierten Weg begleitet haben:
Tobi: Für Deine Engelsgeduld kann ich mich nur anerkennend bedanken. Niemand hat’s schwerer mit mir als Du.
Katha: Ich find‘ Dich nicht scheiße – Du hasst mich ja auch nicht offensichtlich. Schön, dass wir immer wieder zusammenfinden.
Julo: Vieles hatte ich mir anders vorgestellt für dieses Jahr. Erhofft. Das war kein gutes Jahr für uns, finde ich. Trotzdem bin ich froh, dass alles noch ist wie es ist – es hätte viel schlimmer kommen können. Und es wird auch wieder besser, auch wenn es wohl nie zum Ideal wird.
Fräulein: Zu sehen wie Du lebst, gefiel mir. Wenn ich Dir nicht täglich meine wirren Gedanken zukommen lassen könnte, würde mein Kopf wahrscheinlich unreflektiert explodieren. Ich möchte das nicht mehr missen, es ist vertraut.
Inga: Manchmal passieren Dinge, die man sich selber nicht zutraut. Aber in stiller Zuneigung: es ist schön!
Lenni: Die Atzen sind nicht Deichkind aber Discofox auch kein Tango – was soll’s. Ich hoffe wir tanzen uns noch in so manchen Rausch! Danke, dass Du dieses Wagnis mit mir zu zuverlässig erprobst.
Markus: Danke, dass ich Dich immer wecken darf, aber ich versuche, damit aufzuhören.
Sebastian: Wenn Du Dich für die nächste Frau wieder sechs Jahre nicht meldest, dann wird das mit uns nix mehr! Aber schön, wenn alte, einst sehr wichtige Lebensbestandteile wieder auftauchen.
Mone: Das muss wieder besser werden, so alt sind wir noch nicht! Ich kann doch kein Pferdemädchen werden..
Till: Nach einem schwierigen Start und einer positiven Phase danach, gilt es nun wieder zu optimieren, bevor man sich in eigenen Welten verflüchtig. (Notiz an mich selbst: Besser machen)
Björn: Ohne Worte, denn: alles ist gut.
Kai & Mirja: Dass ihr mich zu Mädchentreffen bekommt (und mitnehmt) ist eine echte Leistung.
Steffi: Hoffentlich hab ich bald die alte zurück, ohne diese Wut auf ein Geschlecht hast Du mir besser gefallen. X (ich lern‘ ja).
Serge: :* (Wozu Inhalt in SMS tun). Aber ich kann das Ski-Thema nicht mehr hören.
Doris: Vor Deinem Wegzug hatte ich zugegeben etwas Angst. Wie froh ich bin, dass er keine Änderung brachte.
Steffen: Ohne tiefe freundschaftliche Verbundenheit, hätte ich die letzten beiden Monate nicht ertragen.
Die Familie wächst entspannt, aber ein putziger, selten-kluger Bruder und zwei Nichten können noch nicht (genug) Lesen um explizit erwähnt werden zu müssen. Dass ich aber schon seit 6 Jahren Patenkinder habe, will ich kaum wahrhaben.
Einige möchte ich (oder ich weiß, dass sie es möchten) ohne Namen erwähnen:
- Moral ist ein Teufelszeug, ich weiß – aber der Teufel weiß auch, was er tut. Manchmal vermisse ich Dich auch!
- Zu unterscheiden, ob etwas Traum oder Wirklichkeit ist, ist nicht immer einfach. Grenzerfahrungen kann man ruhig mal wagen.
- Auch wenn das Drama seinen Höhepunkt wohl nie erreicht, sollst Du Recht behalten: Wir kennen uns auch an unserem Jahrestag noch. Von einer 8 kann man so manches lernen und sogar wenn ich rumheule, hörst Du noch zu.
- T: Ich kann leider nicht alles so schätzen, wie es angemessen wäre, aber ich hoffe, wir finden auch noch die richtige Basis. Zum nächsten Feuer radeln wir dann auch gern wieder gemeinsam.
Dieses Jahr war gewissermaßen ein Jahr des Bestandes; mein Umfeld, mit dem ich sehr zufrieden bin, hat sich kaum verändert, was mir gut gefällt. Lediglich der Umstand, meine Zeit vermehrt auch mit Menschen zu verbringen, die sich im weitesten Sinne unter „Kollegen“ zusammenfassen lassen, ist eine neue Erfahrung und der finale Bruch mit alten Prinzipien. Ich musste Vorurteile z.T. revidieren – etwas, das ich nicht gern tue, aber in diesem Fall lohnt(e) es sich: Sowohl im Arbeitsalltag als auch beim Feiern hatte ich vielerlei positive Momente. Christoph, es ist schön, dass ich mir mal wieder von jemandem Kritik anhören und — wenn auch nicht immer annehmen, so doch — überdenken kann (das ging zuletzt nur bei Herrn B. ernstzunehmend, und der macht sich rar; also Herr B., ich bitte um mehr Präsenz, obschon ich mich vorbildlich verhalte und so gesehen nicht darauf angewiesen bin). Tobi, Deine stete Gesellschaft & Hilfe hat mich so manches Mal vor irrationalem Ausrasten oder Technikzerstören gerettet. Kerstin, danke fürs Zuhören. Freddie, so schlimm riechst Du gar nicht. Dennis & Tim: wo bin ich da nur hineingeraten? (Oder: Wie das neue Jahr zu beginnen sein wird!) Martin, es ist erfreulich, wenn einem mal jemand etwas zutraut. Susana: Dein grenzenloses Vertrauen hat mich sogar Stress positiv empfinden lassen.
Vertrauen ist vielleicht mein positives Wort des Jahres. Bei aller Leichtigkeit, Flüchtigkeit, Unverbindlichkeit, die so viele Augenblicke auf jeder erdenklichen Ebene beherrschte, haben mir sehr viele der Genannten und einige, die zu nennen auf dieser Plattform unangemessen wäre, sehr großes Vertrauen geschenkt, das ist ein gutes Gefühl. Ich hoffe, ich konnte es würdig wahren.
Die Worte für 2012 sind gefunden: Vertrauen. Euphorie. Unterforderung.
Damit ist der Ausblick für 2013 klar — auf ein Neues!
gesehen: Oh Boy
Veröffentlicht: November 12, 2012 in FilmSchlagwörter:Berlin, Film, Kino, Oh Boy, Schilling, Tom Schilling
Mentizid hat „Oh Boy“ gesehen und war bezaubert von kurzweiliger Unterhaltung, wunderschönen Bildern und einer fabelhaften musikalischen Untermalung. Der perfekte Start ins Wochenende in einem kleinen, zu warmen Kino, bei einem Glas Rotwein und mit Tom Schilling.
Wenn Du aufwachst, und über die Wohnung verteilt neun leere Sektflaschen findest, zwei Flaschen Schnaps leer sind, diverse andere Dinge, über die Du noch keinen Überblick hast, nicht mehr da sind, dafür aber Dein gesamter Inhalt des Geschirrschrankes klebrig herumsteht, die Süssigkeitenkiste ratzeputz leer ist, in jedem Raum ein Blumenstrass steht, Bravohits vor der Musikanlage liegen, der Schädel brummt, der Fussboden knistert, und der Appetit mäßig ist: dann hast Du womöglich eine schöne Feier gehabt. Dunkel erinnerst Du Dich, dass Du im Morgengrauen die letzten Gäste hinausgeleitet hast, fragst Dich, wie dieses oder jenes geschehen konntest um doch festzustellen: Eigentlich ist alles wie immer!
Dafür, dass ich höchstens mit einer Handvoll Freunden rechnete, wurden meine Nachbarn mit Manowar und Rauchern auf ihre Belastbarkeit geprüft. Super Sache.
Es tut mir leid, dass ich die, die viel Zeit investierten um diese beeindruckende Meute zusammenzutrommeln, die ich so nicht erwartet hatte, verletzte, weil ich ihre sicherlich liebevollen Vorbereitungen wenig wertschätzte. Mir wurde das eine oder andere im Laufe des Abends verraten, und insgesamt bin ich ganz froh, so einen sturen Kopf zu haben. Den Discopogo tanze ich euch bestimmt noch! Im Zweifel auch mit Krone. Fürs nächste Mal: Erst Alkohol, dann Schnapsideen! Schön, dass ihr den gestrigen Tag mit mir verbracht habt, früher Feierabend machtet und andere Termine verschoben habt, obwohl ich zunächst sicher nicht den Eindruck vermittelt habe, als seid ihr willkommen. Wenn meine Familie bisher noch glaubte, ich sei ein seriöser Mensch, könnte nun der letzte Funken Hoffnung gestorben sein.
Danke für allem an Katha für Mut und Ausdauer. Wenn Du 30 wirst, werd‘ ich Dir zur Seite stehen 😉 Das Kostüm stand Dir übrigens ganz ausgezeichnet, soweit ich das auf dem Foto beurteilen konnte. Schade, dass Du den harmonischen Teil des Abends vepasstest.
Darüber hinaus haben über 90 Personen meinen Blog gelesen: Danke dafür. Nicht jeder hat es verstanden, aber das fällt unter natürliche Selektion. Danke für Karten, Pakete, Anrufe, Sms und Emails. Erwartungsgemäß hat Nils den Kreativitätspreis verdient.
Und jetzt erfreue ich mich an 1400Gramm Nutella, einer Magnunmflasche Sekt und warte, bis die Lilien duften. Zwischendurch lasse ich mr vielleicht eine Pizza kommen und fühle mich leidend so alt, wie ich bin.
bemerke ich, dass ich das Schreiben, sowohl für mich, als auch für die Welt, verkümmern lasse. Manchmal vermisse ich es. Dann beginne ich und schon nach wenigen Anschlägen fällt mir wieder ein, dass der fehlende Sinn Schuld daran ist.
Ich fand ihn noch nicht wieder. Vielleicht später.
Ich ich ich. Will will will. Nicht.
Veröffentlicht: März 16, 2012 in PersönlichesSchlagwörter:Ich will, Lügen
Ich will nicht hier sein. Ich will nach Hause. Ich will mich nicht bewegen. Ich will in Irland sein. Ich will nicht riechen müssen. Ich will Sommergras. Ich will nicht ins Licht blicken. Ich will Nähe. Ich will nicht mit Dir reden. Ich will schlafen. Ich will nicht müde sein. Ich will Wochenende. Ich will Deine Gesellschaft nicht. Ich will nicht allein sein. Ich will lügen. Ich will nicht antworten. Ich will Antworten.
Chinese zum Mitnehmen oder vom Paradoxon der Müdigkeit
Veröffentlicht: Februar 18, 2012 in FilmSchlagwörter:Chinese zum Mitnehmen, Film, Kino, Ricardo Darín
Programmkino. Um eben jenes zu unterstüzten hat sich der Besuch der Spätvorstellung von „Ein Chinese zum Mitnehmen“ durchaus gelohnt, ansonsten hätte ich der weisen Selbsterkenntnis, dass Spätvorstellungen für die Toleranz meiner Müdigkeit bei Filmen ungeeignet sind, besser mehr Raum bieten sollen.
Ein Argentinier sammelt ungewöhnliche Geschichten, und lädt sich eine quasi direkt in sein verschrobenes Leben ein. Den Inhalt zu beschreiben spare ich mir, der Trailer sagt eigentlich alles.
Beim Sehen des Trailers dachte ich, dass ich entgegen der Gewohnheit der Komödie mal eine Chance geben könnte, es wirkt kauzig genug, wie sich der Hauptdarsteller sympathisch an seine Tagesritualen klammert, um Punkt 23.00 das Licht ausschaltet. Man findet sich in einem funktionierenden Alltag, dessen fehlende Spannung man getrost durch solide Selbstharmonie in Kauf nimmt und irgendwie Verständnis hat, für den eingefahrenen Mann.
Das war’s dann aber auch schon. Der Humor war zu flüchtig um vom Gähnen abzuhalten, die Geschichte ohne Spannung. Ein netter Film. Ja, nett war’s. Weil man ja tolerant ist, für Menschen mit Eigenarten. Weil der Kinosaal nett war, der Kartenverkäufer auch und die Hässlichkeit des dennoch charismatischen Schauspielers passte. Doch dafür hätte es nicht die Überwindung zu einem Besuch einer Spätvorstellung gebraucht, deren Rückweg mich den Schlaf kostete.